E-Scooter. Weil ich am Abend vorher erst um 21 Uhr aus dem Schulhaus gekommen bin und irgendwie keine Lust auf Radeln hatte. Stattdessen mit dem Roller heim. Also warum nicht morgens mit dem Roller wieder hin. Schultasche hatte ich eh stehenlassen. Kalt, ziemlich.
Erledigte Aufgaben:
- eine Stunde Unterricht Sozialkunde 10f
- Gespräch mit neuer Kollegin, die nicht antritt, aber mit der halt Papierkram zu erledigen ist
- Gespräch über Unterrichtsbesuch vom Mittwoch
- Peronalangelegenheiten per Telefon
- Schulleitungsbesprechung (etwas kürzer als sonst, weil ich zum Zahnarzt musste)
Die Kollegin schrieb mir eine Mail, in der sie fragte, wann wir besprechen wollten, es sei ja keine „Sternstunde“ gewesen, aber sie hätte gern mein Feedback.
Ich wollte spontan zurück schreiben: „Wenn ich Sternstunden will lege ich mich ins Bett und mache die Augen zu.“ Aber das erschien mir zu anzüglich. Also schrieb ich ihr zurück, dass ich mich während Ihrer Stunde an meine eigene Stunden zum Thema Schilderung erinnerte und dies gute Erinnerungen waren, weil ich es für ein schönes Thema halte. Außerdem dachte ich wieder mal an Edward Hopper (den hatte ich früher für Schilderungen verwendet) und surfte ihm im Netz ein wenig nach, um dann antiquarisch ein Buch zu bestellen. Ich freue mich schon drauf. Und ich folgte ein wenig den Gedanken, dass es eine Verbindung zwischen Hopper und Tom Waits gibt. Während ich weiter an diese Stunde dachte, fiel mir ein Erzählband von Hemingway ein, mit dem ich im Ganzen nicht so viel anfangen kann. Aber ich bin mal auf auf die Erzählsammlung „Paris – ein Fest fürs Leben“ gestoßen und da gibt es zu Beginn eine Story, die in einem oder mehreren Cafés spielt. Aus der Sicht des Schriftstellers. Hat mich sehr angesprochen, so dass ich sie noch einmal las.
Ich hatte eine Stunde Deutsch am Vormittag besucht und mein Nachmittag war angefüllt mit Lesen und Schauen.
Oft sehe ich, dass die KollegInnen etwas ungläubig schauen, wenn ich sage, dass jede Stunde für mich etwas Spannendes oder Interessantes zu bieten hat. Aber es ist so. Als Schulleiter ist es ein unglaubliches Privileg in jede Stunde jeder LehrerIn reinschauen zu dürfen. Und ja, eine meiner Fragen zur Reflexion ist immer: Was habe ich selbst in der Stunde gelernt?
Ich erinnere mich an eine KollegIn aus dem naturwissenschaftlichen Bereich. Engagiert in ihrem Fach und im dienstlichen Sinne. Manchmal vielleicht etwas zu „angespannt“ und eher nüchtern auf mich wirkend. Aber in der Stunde, die ich besuchte, sah ich eine Lehrerin, die mit SchülerInnen auf eine sehr wenig angespannte und sehr wenig nüchterne Art und Weise Mathematik unterrichtete. Mit den SchülerInnen auf einer Augenhöhe sprach und dies sehr lebendig – so wie ich dieses Fach in meiner eigenen Schulzeit nie erlebt habe.
Manchmal gibt es Stunden, die offenbar nicht so laufen wie geplant. Und ich erkenne dann Klassen, die sich so sehr ins Zeug legen, wie sie nur können, damit die Lehrkraft vorn sich nicht vor dem Chef blamiert. Und wenn dann die Stunde wirklich kein Highlight war, weiß ich doch, dass die anderen Stunden so sein müssen, dass etwas ganz richtig läuft, wenn sich die SchülerInnen für die Lehrkraft derart in die Bresche werfen. Und das macht mich froh.
Die Besprechung mit der Lehrkraft von oben beinhaltete das Feedback, dass ich eine abgerundete Lehrerpersönlichkeit gesehen hatte. Und dies in einer Stunde, in der die SchülerInnen zu jedem Zeitpunkt wussten was ihre Aufgabe war. Die Stunde besaß eine Struktur und es war erkennbar, worauf es hinauslaufen sollte. Ihre Präsenz im Raum war deutlich erkennbar und sie sprach sehr offen und direkt mit den SchülerInnen. Die SchülerInnen hatten etwas gelernt und deutlich etwas mitgenommen aus der Stunde. Und die Kollegin hatte im Gespräch mit mir viele gute Ideen, um sich und die SchülerInnen näher an die Sterne zu bringen.
Am Donnerstagnachmittag, während ich auf die Klassenelternabend wartete, Gespräche mit vier KollegInnen gehabt, nacheinander und unabhängig voneinander über unterschiedliche Themen geführt.
Und jedes davon hat Spuren in meinem Erleben und Nachdenken hinterlassen. Vielleicht ist dieser Eintrag hier ein Ergebnis daraus.
Ein schöner Text!
Der mich grad zum Wochenstart wieder daran erinnert, um was es in unserem Beruf eigentlich geht.
Manchmal vergesse ich es …
Ja, das geht mir seit einiger Zeit so.