Nur noch eine – Facebook-Phantom-Zuckungen

Ein neuer Abgesang? Nein, nein. Ich war nur heute frühstücken mit Freunden. War ziemlich genial, weil es das beste Sonntags-Brunch-Frühstück ist, was ich in Nürnberg kenne. Das 2. Schönste daran: man hat danach den ganzen Tag keinen Hunger mehr.

Eigentlich sollten außer den vier Anwesenden noch ein befreundetes Pärchen kommen, aber die waren grad noch auf der Rückreise aus den USA. Mein Gegenüber meinte, „auf Facebook habe er geschrieben, dass sie jetzt abfliegen“.

Und da war er kurz, der Phantomschmerz. Ich hatte nichts davon gewusst, „dass sie jetzt fliegen“. War nicht up to date. Komisch eigentlich. Ich dachte, dass ich mich vielleicht doch wieder anmelden sollte. Einfach so, ohne Timo Off etwas davon zu erzählen. Nur einmal, eben mal reinschauen. Einmal ist keinmal.

Heute nachmittag beim Verdauungsspaziergang im anliegenden Forst fiel mir das wieder ein, weil ein anderes bekanntes Gefühl auftauchte, und zwar die Lust auf eine Zigarette, die Kippe nach dem Essen. „Eine nur“ ist für einen Ex-Raucher eine heikle Sache und ein, jedenfalls bei mir, ab und an auftauchender Stich.

Es gibt da durchaus Parallelen, denn hinter dem „nur einen“ stecken zwei Probleme, nämlich

a) Es ist nicht die eine Kippe, die man vermisst, vor allem nicht die erste, wenn man drei Jahre nicht geraucht hat – die würde nämlich ziemlich beschissen schmecken – es ist vielmehr die 20. oder 30. Kippe, wenn man sich wieder an das Rauchen gewöhnt hat .

b) Es wird nicht nur eine Kippe bleiben. Hinter dieser einen stehen nämlich, wie in meinem Beispiel, die grob gerechneten 29.000 Zigaretten, die ich in den verbleibenden 3 Jahren NICHT geraucht habe, bzw. die ich dann in den Folgejahren wieder rauchen werde.

Beides lässt sich, in meinem Fall, locker auch auf FB beziehen. Ob es was mit einer eventuellen „Suchtpersönlichkeit“ zu tun hat? Wurscht.

PS: Man mag mir ohnehin Koketterie vorwerfen, wenn man die neulich aktivierten Social-Media-Buttons in der rechten Seitenleiste sieht. Aber diese, soviel mag gesagt sein, haben in meinem Fall wenig Suchtgefahr. Außerdem scheinen sie mir zielgerichteter als FB und weniger „persönlich“. Jedenfalls für mich.

 

5 Antworten auf „Nur noch eine – Facebook-Phantom-Zuckungen“

  1. „Herr Pfarrer, ich möchte eine Beichte ablegen…
    ich habe gesündigt.
    vor 14 Tagen habe ich mich in xing angemeldet. Wirklich (!) nur gaanz kurz. Aber die Verlockung ’nur mal eben zu gucken, was XY macht‘, die war so groß und weil es Urlaubszeit war, hatte ich nicht viel zu tun. Und da… also.. da hab ich wirklich meine Mailadresse angegeben und mich angemeldet. Noch schlimmer sogar: ich habe eine sog. „Freundschafts“-Anfrage versendet. Aber… ich habe mich dann wieder abgemeldet. und den Angefragten mit einem Telefon angerufen. Was kann ich nur tun? Komme ich jemals von meinem Verlangen nach internet-Vernetzung weg?
    Was soll ich jetzt tun…?“

    😉

    so ist das wohl.
    Deinen Hinweis auf die folgenden 29.999 Kippen finde ich interessant. ich bilde mir ein, dass ich zwar nicht mehr Leerlauf-Zeit oder gar Langeweile habe (was ist das?), aber dass ich weniger „Zeitvertreib-Kram“ am Rechner mache, wenn ich nicht facebooke, plus’e oder xinge.
    ich mag diesen Zustand weiterhin.
    Erstaunt war ich, als ich las, dass 22Mio Deutsche bei FB sind. (wenn man kleine Kinder und Uraltrentner nicht mitzählt, dürften das knapp 50% der Internetnutzer sein.)

    1. TS TS TS, du armer Sünder.

      Vielleicht wird dir jemand verzeihen.

      Aber es scheint wirklich wie bei der Rauchentwöhnung: es hilft nur der soziale Druck. „Dasselbe also, nur anders“. Das Rauchen aufgehört habe ich über 5 Jahre hinweg, auch vor dem Hintergrund einer Rauchentwöhnungs-Community. Und obwohl ich viele Ausrutscher hatte, fühlte ich bis zum Ende der Raucherzeit, dass ich es „ihnen zeigen wollte“ – sie alle hatten das Rauchen vor mir aufgeben können. Vor ihnen wollte ich mich beweisen.

      Und ja, ich habe auch dran gedacht, an FB, weil mich das eine oder andere interessiert hat.

      Aber ich wollte vor dir nicht schlecht dastehen. 😀

      Aber gut, jetzt hast du den Schwarzen Peter.

      Asche auf dein Haupt.

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