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15 Minuten Schulleitung – Warum Schulleitung? Warum ich?

Um diesen Beitrag habe ich mich lang herumgedrückt. Und auch jetzt – Spoiler!!! – werde ich ihn zu keinem zufriedenstellenden Ende bringen. Ich kann versuchen von mir zu erzählen, vielleicht chronologisch, vielleicht auch nicht. Vielleicht bekomme ich von Herrn Rau einen Stern mehr in der Rubrik „Ankedoten“.

1. Schritt

Ich war 1,5 Jahre im Dienst, grad ein halbes Jahr an einer neuen Schule, als der Posten des Fachbetreuers Deutsch vakant wurde. Aus gewissen innerschulischen Gründen gab es keinen neuen Bewerber für das Amt. Ich war wohl das kleinste Übel und sagte zu. Damals äußerte ich auf einer Konferenz, dass ich mich irgendwann für den MB bewerben werde (die Position zwischen Schulleiter und Kultusministerium) – mein jetziger Chef erinnert mich daran von Zeit zu Zeit.

Ergo: Ich fürchte nicht die Herausforderung.

2. Schritt

Wieder an einer neuen Schule angekommen, lernte ich einen Zweiten Konrektor kennen, bei dem mir der Satz durch den Kopf ging: Das kann ich auch und wahrscheinlich besser. In einem Mitarbeitergespräch äußerte ich dies und wurde bestärkt. Mir wurde gesagt (ich war 35 und hatte damit die eigene Altersgrenze erreicht, die ich mir gesetzt hatte, um mich endgültig zu entscheiden, ob ich weiter Lehrer sein wollte oder nicht, wobei der Wechsel der Schule geeignet war, mich dafür zu entscheiden), dass es 5 Jahre dauern könnte, bis es soweit sei. Nach drei Jahren stieg ich als ZwRSK ein, nach weiteren drei Jahren zum RSK auf.

Ergo: Ich kann arrogant sein.

3. Nachträgliche Überlegungen

Es gibt so einen Krimskrams an Gedanken, den ich mit meiner Entscheidung verbinde. Oft haben diese einzelnen Aspekte wenig Zusammenhang untereinander. Und ich habe vorher nie eine +/- Liste angelegt.

a) Ich glaube wirklich, dass ich den Job gut können werde, weil ich entwicklungsfähig bin und wenig dogmatisch.

b) Ich habe gern mehr Verantwortung.

c) Ich bin belastbarer als der Durchschnitt.

d) Ich treffe gern (begründete) Entscheidungen – wenn ich meine, dass sie gut sind, auch gegen Widerstand.

e) Ich abeite gern mit anderen zusammen.

f) Ich mag das Gehalt.

g) Mein Ur-Großvater war Konrektor in Schlesien, irgendwann um 1900.

h) Ich glaube nicht, dass das, was wir an Schule derzeit haben, wirklich das Optimum ist.

4. Gedanken, die dagegen sprachen/sprechen

a) Ich bin eigentlich ein Eigenbrötler und mit vielen Menschen oft überfordert.

b) Ich telefoniere äußerst ungern, genauer: ich rufe ungern Leute an.

c) Ich neige zu Maßlosigkeit, auch was Arbeit betrifft.

d) Ich neige dazu, mich zu überfordern.

e) Ich mag das Gehalt.

5. Wie es nun dazu kam

Wieder an einer neuen Schule angekommen,  fiel es mir leichter mir das mit dem Konrektor vorzustellen, weil nun jemand mein Chef war, den ich schätzte, kannte und dessen Fähigkeiten und Person ich insgesamt achtete – auch mit den Kanten und Fehlern. Und an dieser Schule wurden nacheinander diese Stellen, die ich nacheinander bekleidete, ausgeschrieben. In Rücksprache mit meinem Chef und seiner Ermutigung bewarb ich mich. Und ich wurde. Und viel mehr ist da einfach nicht dran: Ich glaube wirklich, dass ich richtig auf dem Posten bin.

Unterm Strich fühlte es sich nach der richtigen Schule, dem richtigen Kollegium und den richtigen Schülern an. Auch wenn es abgeschmackt klingt: Den Posten wollte ich nicht um der Karriere Willen und ich hänge sicher nicht auf Biegen und Brechen dran. Es hat sich einfach passend angefühlt.

Ich wohne gern auf dem Land, wo wir ein Haus gemietet haben – nur 5km von meiner Schule entfernt. Die Gegend mag ich, das Essen und das Bier, die Leute auch. Auch wenn ich nie Heimat dazu sagen würde. Aber es fühlt sich gut an. Small Talk auf der Straße, im Supermarkt, beim Frisör. Überall Leute zu treffen, die man selbst unterrichtet hat, deren Kinder hatte oder hat. Und ja, manchmal auch, im Sommer, wenn die Fenster offen stehen, draußen ein Kind laut sagen zu hören: „Schau mal Mama, da wohnt mein Deutschlehrer.“

6. Was wird?

Ob ich wirklich MB werde, das weiß ich nicht. Sogar Schulleiter liegt in der Ferne. Dafür muss mehr vorhanden sein als ich hier unter 3. versammelt habe. So sehr bin ich nicht von mir überzeugt. Da muss ich bedeutend besser werden.

Andrerseits habe ich erst 15 Jahre Dienst hinter und noch 22 vor mir.

7. Schluss jetzt

Meine Psychologie-Seminarlehrerin während des Referendariats hat mal, ganz ruhig, zu mir gesagt: „Ich glaube, sie haben ein Problem mit Autorität.“

Ich habe das damals als Kompliment aufgefasst.

(bitte unter 3. und 4. gleichermaßen ergänzen)

5 Kommentare

  1. Du weißt aber schon, dass ich auf Anekdoten gar nicht so stehe? Eher kriegst du einen Abzug auf Fokussierung, was in meinen Augen ein gutes Zeichen ist. Bis auf die Blogs, wo ich das wiederum schätze.

    Telefonieren: Furchtbar, stimmt.

    • tommdidomm

      Oh, das war mir nicht klar. Ich hatte das mit dem Quartett so gedacht, dass da die positiven Sachen stehen. Aber ich habe dieses Spiel schon als Kind nie so richtig kapiert.
      Was ich eher spannend finde, ist grundsätzlich die Einschätzung, die du bietest, bzw. die Einschätzungen, die die anderen bieten, wenn sie ihre Blogs vorstellen.
      In Zusammenhang mit meiner aktuellen Max Frisch Lektüre bin ich erneut darüber ins Grübeln gekommen, wie sehr man davon beeinflusst wird, was andere über einen denken, bzw. äußern. Die Frage also, wie sehr findet man sich (das Blog) in einer Beschreibung anderer Blogger wieder? Ist man überrascht? Enttäuscht? Hat es Einfluss auf einen selbst?
      Dazu wäre zu sagen, dass ich meine erste Zulassungsarbeit über folgendes Thema geschrieben habe: „Das Problem der Identität und seine Darstellung bei Max Frisch. Analyse der Romane unter Berücksichtigung der Tagebücher und der Erzählung Montauk.“
      Andrerseits: Was verstehst du unter Anekdoten?

      • Bei den meisten Quaretts stehen schon die positiven Sachen, aber selbst als Kind gab es ein paar, wo wir uneins waren. Es darf sich hier jeder Spieler selber heraussuchen, was er für besser hält, und vielleicht mag einer auch überhaupt die Extreme nicht.

        Anekdoten: Das sind für mich Geschichten aus der Schule. Was heute, oder gestern, Lustiges, oder Interessantes passiert ist, im Lehrerzimmer oder, häufiger, im Klassenzimmer. Außerschulische Anekdoten waren damit nicht gemeint.

  2. Ein interessanter Einblick (wie immer hier!). Leider sagen mir die Abkürzungen gar nichts, da sie wohl bundeslandspezifisch sind –> was sind MB, RSK, ZwRSK?

    • tommdidomm

      MB – Ministerialbeauftragter, Zwischenstelle zwischen Kultusministerium, jeder der sieben Regierungsbezirke in Bayern hat einen.
      ZwRsk ist der Zweite Realschulkonrektor. Wenn ich recht verstehe, ein Titel, kein Amt.
      RSK ist der Realschulkonrektor, gleichzeitig Ständiger Stellvertreter des Schulleiters. Hier ist Amt und Titel identisch.

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