Noch 13 Jahre Schulleiter – Verschnaufen

Noch 13 Jahre Schulleiter – spannende Tage

Ich hatte am Montag einen Termin, auf den ich schon lange gewartet hatte, privat, ganztägig. Zugegeben etwas kurz vorher hatte ich dafür eine Art Uno-Karte auf den Tisch legen wollen, um einen Urlaubstag zu bekommen. Dies war der Nachweis der Wahlhelferei zur Bundestagswahl in Nürnberg 2021. Kurz: Am Ende waren 3-4 Abteilungen des Kultusministeriums/der Schulaufsicht beschäftigt, um mir am Ende telefonisch und emailisch mitzuteilen, dass dieser Tag verfallen sei, weil es einfach zu lange her wäre. Der Tag solle zeitnah zur Erholung genommen werden. Ich lächelte buddhahaft und legte meinen Nachweise der Wahlhelferei Landtagswahl 2023 in Amberg auf den Tisch. Eine Genehmigung erfolgte.

Aber Sie bekommen schon eine Andeutung, warum meinen Namen mittlerweile einige Leute im KM kennen.


Montag also in einer vierstündigen Sitzung den nur halb tätowierten, linken Arm (oben) ergänzen lassen, also nur stencilmäßig und wenig Schattierung. Mitte Dezember folgt dann die Komplettierung. Es geht um den linken Oberarm. Das Thema „Hybris“ vertieft.

https://www.kubiwahn.de/2019/09/meine-taetowierungen/

Die Geschichte ist die: Nach jeder Beförderung (Versetzung) wird tätowiert.


Dienstag erste Elternbeiratssitzung, von der ich dachte, dass sie schnell ginge – aber ich kam erst kurz vor neun abends aus der Schule. Und war zufrieden.

Nachts allein im Schulhaus.


Donnerstag hatte ich mittags alle drei SchulleiterInnen des „Schulbergs“ eingeladen, auf dem auch „meine“ Realschule steht. Auch hier dauerte es länger als gedacht. Und am Ende war ich wieder zufrieden – bzw. wir alle vier.


Von diesem einen Termin fuhr ich direkt nach Schwandorf ans Landratsamt, weil ich einen Termin mit dem Landrat hatte, um mich vorzustellen. Zuerst ging ich dort aber in den Keller, zur IT-Abteilung, um meinen desolaten Laptop abzugeben. Man wolle sich drum kümmern, nette Plauscherei – bevor ich aus der Schule gegangen bin, hatte ich einen Speedtest gemacht – und ja, in der Schule war offenbar eine Glasfaserleine angekommen. Aber es soll noch eine zweite kommen. Danach in den ersten Stock zum Büro. Über eine Stunde Gespräch. Danach Pressefoto. Buddhahaft lächelnd. Zufrieden. Ein schönes Landkreisbuch bekommen, überflogen und neue Orte gefunden, wo man mal essen gehen muss.


Vor mittlerweile zwei Wochen war ich in einen halben Tag in Tschechien, anderthalb Stunden Fahrt zu einer Partnerschule. Dort vom Direktor das Schulhaus zeigen lassen und mit Hilfe einer Deutschlehrerin ausgetauscht. Schule ähnlich groß. Auf die Frage, welche Probleme in seiner Arbeit die Top 3 wären, bekam ich die Top 3 meiner Nürnberger Zeit genannt. Der Austausch war darüber hinaus sehr spannend, wenn auch die Sprache (er sprach mehr Deutsch als ich Tschechisch, was nicht schwer war). Das würde ich gern vertiefen – daher lerne ich über Duolingo aktuell Tschechisch.

On je meloun (Er ist eine Wassermelone – Ich bekomme den Strich über dem i nicht hin, sonst könnte ich schreiben: Er isst eine Wassermelone).

Naja, mal sehen, wie weit ich komme.


Vor einer Woche beim Bürgermeister. Auch nett, auch sehr lang gesprochen. Blechtasse mit Stadtwappen bekommen.


Ich würde es gern ruhiger weitergehen lassen, aber in einer Woche bekommen wir Besuch aus dem Ministerium. Dann Elternsprechtag. Dann Adventsangelegenheiten. Weihnachten.


Was ich wieder mal langatmig sagen will: Ich bin auf vielen Ebenen in ein neues Leben gesprungen. Ganz neu, ganz anders. Und auch wenn ich viel lächle und viel zufrieden bin, ist es dennoch anstrengend. Schlecht beschreibbar, aber ich komme jeden Tag sehr müde nach Hause. Vielleicht liegt es daran, dass ich weiterhin früh wach werde und konsequent dazu übergegangen bin auch aufzustehen und nicht im Bett liegend das Grübeln zu beginnen – konsequent heißt: Es muss schon vier durch sein.

Wichtig: Vornehmen, dass ich mir Zeit nehme, die ganzen Eindrücke zu sortieren.

Linux 2023

Herr Rau schrieb am 16.7.2023 einen langen Artikel zur persönlichen Umgestaltung des neuen Windows. Am Ende stellte er sich die Frage, ob er nicht sein Ubuntu Linux zum Produktivsystem machen sollte. Das nahm ich zum Auslöser, eben genau das zu machen, was ich schon seit ein paar Wochen aus verschiedenen Gründen überlegt hatte: Ein Linux (Mint) zu installieren auf einem nicht ganz neuen Notebook und mich langsam aber sicher von meinem MacBook Pro (und überhaupt aus der Applewelt) zu verabschieden. Das Linux läuft nun privat seit August und ich muss sagen, dass es viel leichter ging als erwartet.


Anfangs ist zu sagen, dass ich Mitte bis Ende der 90er schon mit Linux experimentiert habe – mehr kann man das nicht nennen. Bevorzugt damals habe ich Suse Linux aus Nürnberg, der ersten Ubuntu Version und bisschen Debian. Immer als Parallelboot, eher als Spielplatz. Als ich dann 2008 auf Apple umgestiegen bin, habe ich Linux aus den Augen verloren.

Das heißt eben auch, dass ich bei der Installation schon mit Vorwissen angefangen habe, z.B. was die sinnvolle Partionierung der Festplatte angeht (/, /swap /home). Ein Laptop (HP Elitebook G5 von 2019) habe ich refurbed bestellt, weniger als 500 Euro, 1TB Festplatte, 16GB RAM – alles locker ausreichend für mein Projekt.

Bezüglich der Distribution habe ich mich umgehört und nachgelesen und bin letztlich bei Linux Mint hängengeblieben mit dem Cinnamon Desktop. Es war mehr ein Bauchgefühl. Zusätzlich noch den „Kofler“ gekauft. https://kofler.info/buecher/linux/


Dann langsam angegangen und Programme rausgesucht.

Programme/Apps o.ä., die ich mitgenommen habe

  • 1Password
  • Joplin

Programme, die ich ausgetauscht habe

  • Typora statt Ulysses / Bear => Schreiben, vor allem Blogposts
  • Dokumentenscanner statt Scansnap Home => für den Scansnap ix500 (bin aber nicht ganz zufrieden und scanne oft über das Handy mit der Originalsoftware, müsste mich in die Einstellungen bei Linux einarbeiten)
  • Softmaker-Office statt Microsoft Word => wenn denn ein solches Programm gebraucht wird (libre-office ist auch installiert)
  • Filezilla statt Cyberduck => als FTP-Programm
  • Thunderbird statt Spark => schaue auch Evolution an
  • Whalebird als Mastodon-Client

Dienste, die gleichermaßen zugreifbar sind

  • Nextcloud
  • Tresorit
  • One Drive (installier, um zu sehen, ob es wirklich geht – tut es)
  • Synology Drive ohnehin

Sonstiges

  • NewsFlash => greift die Newsfeeds ab, die ich unter Nextcloud News abhole

Unterm Strich bin ich jedes Mal überrascht, wenn ich nach etwas suche und dann merke, dass es entweder im Standardpaket von Linux Mint ohnehin enthalten ist oder ich es über andere Kanäle bekommen kann.

Und einiges andere läuft ohnehin über Browser, z.B. der Zugriff auf diese ganze Office-365 Geschichte.

Unzufrieden noch dabei, dass ich noch keine zufriedenstellende Bildverwaltung gefunden habe.

Aber dafür habe ich eine alte Wiki-Installation reaktiviert und fange an, diese zu nutzen, um mir Arbeitsumgebungen mit Links anzulegen, weil ich auch keine wirklich zufriedenstellende (kostenfreie) Bookmarkverwaltung gefunden habe bisher.

Ich bin kein wirklicher Nerd, habe nur gemerkt, dass ich nicht mehr Computer brauche als das. Der Umstieg war schmerzlos.


Mein Dienst-Laptop in der Schule eskaliert grad. Ich kann das aktuelle Office nicht mehr installieren, es verweigert jeden Download und irgendeine Sicherheitseinstellung, die zentral vorgenommen wurde, behindert den Zugriff auf bestimmte Seiten, u.a. auch Unterseiten von Azure von Microsoft. Der Austausch von OneNote Notizbüchern synchronisiert unnachvollziehbar schlecht. Bin versucht meinen Linux Rechner ins Büro mitzunehmen.

Noch 13 Jahre Schulleiter – Rücken

Vor einer Woche am Samstag, erster Tage der Ferien, bin ich mit Rücken aufgewacht. Und ja, ein Ergebnis von Übergewicht, mangelnder Bewegung und stundenlangem Sitzen auf Tagungen, Dienstgesprächen und im Büro. Erst jetzt eine Woche später ist es besser – aber nicht wirklich super.


In den Ferien wurde mein Büro in der Schule renoviert. Der Sachaufwandsträger zeigte sich dafür sehr offen. Der Raum war 13 Jahre alt, nach Verlegung von Netzwerkkabeln hatte es ein Loch in der Wand gegeben, das nicht geschlossen worden war. Ich empfand den Raum als zu dunkel. Und irgendwann hatte mal jemand in diesem Raum geraucht – einem Ex-Raucher (15 Jahre clean, 25 Jahre geraucht) wie mir fällt so das auf.

Erst war ich zurückhaltend mit meinen Wünschen, aber man signalisierte, dass ich einfach mal sagen soll, was ich will.

Meine Wünsche:

  • neue große Schubladen für das Mappenablagesystem
  • Lamellen innen vor die Fenstern, um schnell unsichtbar zu werden (vor dem Fenster ist Pausenhof)
  • ein Besprechungstisch für 6 mit Stühlen dazu
  • ein Regal gegenüber vom Schreibtisch
  • neuer Teppich
  • neuer Schreibtischstuhl
  • großes Whiteboard hinter dem Schreibtisch
  • eine Bilderleiste für meine Hamburgansicht u.a.
  • schon vorher:
    • ein Laptop für die Arbeit statt eines Festrechners
    • ein Dokumentenscanner

Ich finde, das reicht für die nächsten 13 Jahre. Ziel war es, ein übersichtliches Zimmer zu bekommen. Morgen werde ich sehen, wie es geworden ist.

Mein Schreibtisch hat eine Hebefunktion, damit man im Stehen dran arbeiten kann – die war schon da, aber ich habe sie zu wenig genutzt.

Der Hausmeister versorgte mich in den Ferien mit Bildern von der Entwicklung. Das erste Bild stammt vom ersten Tag im Büro, nachdem ich es geentert hatte.


Ich wollte über den Schulwechsel mehr und überhaupt schreiben. Wie das so ist, als Schulleiter die Schule zu wechseln. Aber ich habe noch keinen Haltepunkt in meinen Gedanken gefunden. Ich habe mir Geduld verordnet – bin noch in der Kennenlernphase.

Aber ich fahre aktuell jeden Morgen gern in die Schule – das war in den letzten Jahren nicht immer der Fall.

Sich vorstellen als Schulleiter

Ich bin umgezogen. Es war eine Schulleitungsstelle an einer Schule in der Nähe frei. Ich habe mich beworben. Ich wurde der neue Schulleiter und habe Nürnberg verlassen. Genau genommen war es am Ende also keine Bewerbung, sondern ein Versetzungsantrag.


Bevor ich durch die einzelnen Klassen gegangen bin, um mich vorzustellen, habe ich die beiden Zehnten, die ich unterrichte, gefragt, was die SchülerInnen wohl interessieren würde. Heraus kam:

  • Mein Name.
  • Woher ich komme.
  • Warum ich hier bin.
  • Irgendwas zu den Tattoos.

Also ging es dann zum Einstieg immer:

  • Ich heiße Thomas Kuban.
  • Ich habe bis zum letzten Schuljahr fast sechs Jahre eine Realschule in Nürnberg geleitet und dort auch gewohnt.
  • Ich bin umgezogen nach A. und habe dann eine Schule in der Nähe gesucht.

Nebenbei bisschen mehr erzählt, die SchülerInnen zu Fragen aufgefordert. Dann erfahren, wer von den SchülerInnen – so wie ich – in der Nähe zum Angeln geht. (Golfer gab es weniger, aber es gibt an der Schule einen Golf-Wahlunterricht).

Keine SchülerIn hat nach den Tattoos gefragt. Hinterher aber haben einige LehrerInnen rückgemeldet, dass erst gefragt wurde, nachdem ich das Zimmer verlassen hatte.


Während ich zwischen den Klassenbesuchen durch das Schulhaus gegangen bin, habe ich nachgedacht: Ich bin in den 54 Jahren meines Lebens 13x umgezogen, über drei Bundesländer hinweg, in Bayern dann über drei Regierungsbezirke. In 27 Dienstjahren habe ich darüber hinaus an 8 Schulen unterrichtet (inkl. Referendariat). In den letzten 2,5 Jahren: zwei Schulen, einmal geschieden, zwei Regierungsbezirke, zwei Umzüge.


Parallel dazu habe ich angefangen, alle KollegInnen nacheinander zu mir für ein kurzes Kennenlerngespräch einzuladen.

Pseudogeschwurbel

Wann Veränderungen ein Ende haben.

Wie Veränderungen ein Ende haben.

Erste Direktorentagung im neuen Bezirk.

Die Geschwindigkeit der Veränderungen oder besser des Neuen nimmt nach 9 Monaten nicht ab.

Einen Roman* zu lesen, den man vor fast 40 Jahren das erste Mal gelesen hat, war ein Versuch zu bremsen. Der Roman war an manchen Stellen ganz neu.

Im Neuen Personen aus dem dem ganz Früher zu treffen, war das Ärgste. Es war hinter allen Schichten, die sich gebildet hatten, irgendwas von sich zu finden – und nichts damit anfangen zu können.

Es wird kein fester Punkt benötigt, um die Welt aus den Angeln zu heben – es braucht den festen Punkt, um einen Horizont zu fixieren.

*Jurek Becker. Schlaflose Tage.