Deutsch – schnell gemacht 2

Magnetbandrequiem heißt ein Text von Mischa-Sarim Verollet, der auf neon.de nachzulesen ist und in dem Buch Phantomherz auftaucht. Ein schöner kleiner Text über die Lobpreisung des Mixtapes, wobei auch bedauert wird, dass diese Kunst heutzutage verloren gegangen ist.

Wir haben ihn in der letzten Woche als Schulaufgabentext in der 10. Klasse eingesetzt, wobei ich als produktive Aufgabe noch hinterher gesetzt habe: „Erstelle selbst eine Playlist mit mindestens 5 Songs und erkläre bei jedem Song, warum du ihn gewählt hast.“

Daher mein Vorschlag für heute:

– den Text still lesen lassen mit dem Hinweis darauf, dass er danach in der Klasse performed werden soll (Erklärung der Poetry-Slam-Szene vorausgesetzt)

– danach abwechselndes Performen einzelner Passagen

– abschließendes Gespräch darüber, wie eine Liebeserklärung heutzutage ablaufen könnte, wenn man moderne Medien benutzt

– Hausaufgabe, Auswahl:

  1. Auswahl eines eigenen Songs, mitbringen und der Klasse vorstellen
  2. Auswahl eines eigenen Songs, auf Facebook in einer dafür bestimmten Gruppe einstellen mit Link auf Youtube, wenns geht, Erklärung direkt in Facebook.

Anmerkung: Punkt 2 habe ich wiederholt als Abschlussaufgabe für Lektüren gemacht: Die Aufgabe bestand darin, einen kurz-Soundtrack zum Buch zusammenzustellen.

Zweier ohne

Osterzeit – Lektürezeit. „Zweier ohne“ von Dirk Kurbjuweit hat mich neulich am Bücherstand eines Verlages überrascht, der auf einer Lehrerfortbildung stand. Überrascht deswegen, weil ich die Verfilmung schon gesehen hatte – und eigentlich dachte, dass es dazu keine literarische Vorlage gibt.

Die Novelle dreht sich um zwei Freunde, die sich versuchen sich über Jahre hinweg in ihrer Freundschaft immer weiter anzugleichen – um, so drückt es der Erzähler aus, wie Zwillinge zu werden. Ihr Fixpunkt wird schnell das Rudern, eben im Zweier ohne Steuermann. Dabei dulden sie keine anderen Freundschaften. Bald zeigen sich nicht nur ähnliche Gedankengänge bei ihnen, sondern sie organisieren auch bewusst gleiche Erfahrungen, so z.B. wenn sie nacheinander mit demselben Mädchen schlafen. Es kommt zum unsichtbaren Bruch zwischen beiden in dem Moment, in dem sich Johann, der Erzähler, in die Schwester von Ludwig, dem zweiten und radikalerem im Bunde, verliebt. Am Ende schließlich wird Ludwig tot sein und Johann blickt Jahre später auf diese Phase seiner Jugend zurück. Es scheint, so dachte ich als Leser am Ende, als würde er eine Geschichte berichten, die er nicht selbst erlebt hat.

Spannend und interessant wird die Novelle vor allem durch seinen Erzähler, dem man nicht so ganz beikommt. Erst im Verlauf der Geschichte wird ganz klar, dass er aus einem größeren zeitlichen Abstand von ein paar Jahren zurück blickt und die Story erzählt. Die Motivation dafür erwähnt er nicht und in seinen Worten kommt so etwas wie Aufarbeitung, Trauerarbeit oder Verarbeitung nicht vor. Er bleibt die ganze Zeit über seltsam auf Abstand, gegenüber sich selbst und gegenüber dem Erzählten.

Für den Deutschunterricht scheint mir dieses kleine Buch gut umsetzbar, weswegen ich es kurzerhand meiner 10. Klasse aufs Auge drücken werde. Die Charaktere bieten genug Projektionsfläche, die Struktur und Erzählhaltung ist im besten Sinne literarisch und es bietet einen spannenden Plot, der bis zum Ende fesselt.

Material dazu, welches meiner Meinung nach interessant aussieht :

(zum heutigen Zeitpunkt, habe ich nur 1 begutachtet, 2 angelesen, 3 überflogen)

1. In der Ausgabe aus dem Buchners Verlag gibt es hinten einen brauchbaren Materialteil.

2. Ich habe mir dazu gekauft (weil ich Input brauche) die Dissertation von Sabine Pfäfflin: Auswahlkriterien für Gegenwartsliteratur im Deutschunterricht , hier gibt es eine Unterrichtssequenz dazu.

3. Das NG (Nordsee Gymnasium) in Büsum hat ein Wiki dazu angelegt .

4. Rezensionen sind leicht und schnell zu finden.

5. Der Film dazu ist eine nach meiner Meinung ziemlich gute Umsetzung des Buches, mit Eigenwert und buchgetreu.

Das Bild oben stammt von buecher.de

Deutsch – schnell gemacht 1

Immer wieder auf der Suche nach Texten, die man mal lesen will. Vielleicht im Unterricht, vielleicht auch einfach mal so.

Durch die Lektüre „Die Selbstmordschwestern“, die ich grad in meiner 9. lesen möchte, kam ich drauf, mal gezielt zu suchen. Denn das Googeln zum Roman hat mich zur Rowohlt-Leseprobe geführt. Die ersten 17 Seiten reichten mir im Unterricht als Teaser aus, um ein Stimmungsbild in der Klasse zu bekommen und in einer bis zwei Unterrichtsstunden schon mal den Einstieg zu wagen. (Erarbeitung der Thematik, Erzählhaltung, Personencharakterisierung).

Weitere Leseprobenquellen – in der Regel gibts die ersten Seiten:

Rowohlt hat weitere Leseproben anderer Romane – mir jedenfalls ist das neu – zusätzlich auch Videos mit Interviews und Lesungen. Das Gute: alles ist als PDF lesbar, speicherbar, druckbar.

www.bilandia.de ist ein Bücherversender, der ebenfalls Leseproben zeigt. Diese sind, ebenso wie bei Rowohlt, als PDF speicher- und ausdruckbar.

Amazon weist dies auch auf mit dem „Blick in Buch“-Feature. Leider kann man hier nicht bequem ausdrucken.

Auf der Seite des Carlsen-Verlags bin ich somit nun auch auf eine Leseprobe für die Lektüre der 10. Klasse gestoßen. Diesmal würde ich gern von Mischa-Salim Verollèt „Warum ich Angst vor Frauen habe“ lesen. Alternativ ein anderes Buch von ihm. Wird mal Zeit für Poetry Slam u.ä. Auch hier gibt es eine Leseprobe – leider in einem hauseigenem Reader. Was aber nicht alles mit Bildschirmfotos möglich ist :).

Leseproben scheint es aber wohl von jedem Verlag zu geben, in der Mehrzahl als PDFs. Nicht alle sind so schön zentral zu erreichen wie bei Rowohlt. Also: mal suchen.