5 Minuten schlechtes Vorbild – Schulleitung

Ich bin ein schlechtes Vorbild für die Kollegen. Ich handle gegen meine Überzeugung. Ich bin ein Heuchler.

Eine der Sachen, die ich Reffis und Anfängerkollegen immer wieder sage, ist: „Wenn du krank bist, dann bleib zuhause. Das ist in Ordnung.“

Ich habe seit einer Woche verstopfte Nebenhöhlen, wohl durch eine verschleppte Erkältung in den Weihnachtsferien. Dies war so heftig, dass ich seit letztem Samstag täglich immer wiederkehrende Zahnschmerzen bekam. Das einzige, was ich tat, war, am Donnerstagnachmittag zum Zahnarzt zu gehen, der abwinkte und meinte, ich sollte erstmal gesund werden, dann würde sich das mit den Zahnschmerzen auch erledigen.

Muss ich extra erwähnen, dass ich jeden Tag in der Schule war?

Ausgewählte Entschuldigungssätze:

  • Montag: Ich muss in der 9. Kurzarbeit schreiben.
  • Dienstag: Da habe ich die 10., die macht bald Abschluss.
  • Mittwoch: Da habe ich bis 15 Uhr, inklusive Nachmittags-Schulleitungsdienst, das wären zu viel Vertretungen – und da kann ich dann ja korrigieren.
  • Donnerstag: Da habe ich nur eine Stunde Unterricht (+Schulleitungssitzung in der 3. und 4.).
  • Freitag: Ist nur Freitag (5 Stunden), da kann ich mich später wieder hinlegen. Außerdem ist der Chef nicht da.

Ich saß an manchen Tagen morgens da und habe überlegt, ob das in dem Zustand Sinn macht – und bin jedes Mal gegangen.

Will ich Mitleid? Sicher nicht. Außer wenn es um meinen Geisteszustand geht.

Ich denke, ich suche mir hier mal einen Arzt in der Gegend. Denn ehrlicherweise war ich hier noch bei keinem.

Vielleicht lern ich’s ja noch.

Meine Frau meint nämlich, ich sei in der Schule nicht unersetzlich. Ist doch klar, oder?

5 Minuten Schulleitung – Gott mit dir, du Land der Bayern

Ich habe diese Woche gelesen, dass Christina Wulff (die natürlich Bettina heißt, ich Dummerle) die erste tätowierte First-Lady im Schloss Bellevue sei. Abgesehen davon, dass dieser Satz schon ein schönes Thema für Medien- und Politikkritik sein könnte, fragte ich mich, warum man da so sicher sei.

Jedenfalls fragte ich mich weiter, ob ich als der erste tätowierte Konrektor in die Geschichte eingehen möchte. Wobei ich mir da noch nicht mal so sicher bin. Mir war die Beförderung jedenfalls damals der Gang ins Studio wert gewesen.

Letzte Woche bestellte ich ein wenig Kleidung im Internet und fragte logischerweise meine Frau um ihre Meinung. Als Antwort bekam ich: „Oh, das wäre ja eigentlich schön, wenn du mal aus der Kapuzenpulliphase kämst.“ Nicht ohne zu beteuern, dass ich darin auch gut aussähe, etc.

Vor nicht allzulanger Zeit hatte ich mal einen Praktikanten. In unserer Abschlussbesprechung lobte ich ihn ausführlich für seinen guten Umgang mit SchülerInnen und ermutigte ihn weiter zu machen. In einem Anfall von Erleichterung erzählte er, dass froh sei, dies zu hören, weil er ein wenig mit seiner Mutter im Clinch läge. Diese nämlich würde an seinem Äußeren dauernd rumnörgeln und meinen, dass er so (=Kapuzenpulli, Jeans, Turnschuhe, Rucksack, raspelkurze Haare) niemals ein guter Lehrer werden würde. Und überhaupt – er hätte ihr ja erst neulich nachgegeben und seine Dreadlocks abgeschnitten, vor dem Praktikum – dass er dann mit mir an einen Betreuungslehrer geraten ist, der selber welche trägt, habe ihn erst ein wenig fertig gemacht – dann aber eigentlich erleichtert.

Markus, wo immer du grad bist: ich hab jetzt keine Dreads mehr. Aber ich hoffe, du bist Lehrer geworden und wollte dir sagen: man kann sogar  in kurzen Hosen und mit Kapuzenpulli und tätowiert Konrektor werden.

Sogar Gerade in Bayern!

5 Minuten Schulleitung

Die erste Woche, die ich durchgehend unterrichtet habe und gleichzeitig Schulleitung war – in diesem Schuljahr. Geht schon.

Die Listen wurden komplettiert, Elternbriefe verschickt, die Homepage weiter aufgefüllt.Besonders letztere hängt mir quer, weil sie eigentlich ein Update vertragen könnte – eine generelles Reinemachen. Aber ich weiß, was da an Zeit dran hängt. Früher habe ich so etwas zuhause nachts gemacht. Jetzt habe ich ein Büro und einen Computer an der Schule – und bezahlte Arbeitszeit dafür.

Schulleitung diese Woche war also eher quatschen – aber dazu nächste Woche mehr.

Bezeichnend: der Donnerstagmorgen war der erste Morgen seit Beginn der Schule, an dem ich morgens um 6 aufgewacht bin und NICHT eine Stunde wach lag, um darüber nachzudenken, was ich am Vortag nicht geschafft habe und am aktuellen Tag machen muss. An jenem Morgen habe ich mich einfach umgedreht und bin wieder eingeschlafen.

Nicht dass die Arbeit weniger wurde – aber ich sehe ein Ufer. Und das heißt langes Wochenende. und nach diesem Eintrag gehe ich nach Hause, Rasen mähen.

Was mich geärgert hat diese Woche: man (=ich in der Hauptsache) arbeitet am Elternbrief, korrigiert Dinge, die man übersehen hat, spricht mit Sekretärin und Chef und Konchefin…und am Ende schickt man Hunderte Emails raus an die Eltern, die im Anhang nicht die endgültige Fassung des Briefes haben – sondern eine fehlerhafte Vor-Version.

Was mich gefreut hat diese Woche: der Donnerstagmorgen.