Donnerstag: U-Bahn. Morgens sehr müde. Freitag: Fahrrad. Kühl, gemerkt, dass ich meine Mützen noch im Keller suchen muss. Mittags geht Müdigkeit langsam in Erschöpfung über. Fahrradfahren tut sehr gut, auch wenn die Strecke so sehr viel kürzer geworden ist. Nachmittags ins Bett und damit ins Koma gefallen.
Westpark, morgens, vom Fahrrad aus.
Westpark nachmittags, vom Fahrrad aus
Erledigte Aufgaben
- Unterricht in Klasse 10, an beiden Tagen, Sozialkunde
- Besprechung nachmittags mit GanztagsklassenleiterInnen
- ASV, US-finale Erklärung der Abgabe
- verschiedene Vertragsangelegenheiten für Lehrkräfte
- Beurteilungen weiter vorangetrieben
- Verschiedene Gespräche mit KollegInnen
- Disziplinarmaßnahme weiter bearbeitet
- Unterrichtsbesuch
- Schulleitungsbesprechung
Beobachtungen:
Das geringere Problem wird weiterhin bleiben, dass „Lücken“ im Stoff entstanden sind bei den SchülerInnen. Vielmehr gibt es zwei Problembereiche, die immer deutlicher durchschlagen. Zum einen beobachten wir, dass das Durchhaltevermögen im Unterricht und die Anstrengungsbereitschaft (damit auch dem Lernen) abgenommen hat. Zum anderen ist bei vielen die Frustrationsgrenze gesunken, was vermehrt zu Konflikten und Auseinandersetzungen führt. Und das alles mehr als wir (als Stadtschule) es ohnehin aus den letzten Jahren kennen.
Hinzu kommt die Phase der Erkrankungen, die auch auf die Lehrkräfte übergreift. Und wenn ich allein von mir ausgehe, habe ich vor den Herbstferien schon einen inneren Zustand erreicht, den ich sonst nur von den Tagen vor den Weihnachtsferien kenne. Und wenn ich mich umhöre, geht es anderen auch so.
Gründe es zu bereuen, sich als Schulleiter beworben zu haben 03/10: Deine Chefs sind Politiker
Gleich vornweg das, was mir am meisten den Tag vermiest: Wenn eine neue Ankündigung (bevorzugt über Pressekonferenz) kommt, Bildung und Schule betreffend, und diese begleitet wird von ministeriellen Kindheitserinnerungen an Schule. Mit Verlaub und allem notwendigen Respekt: Aber die ländlichen Erinnerungen an Schule eines recht alten Mannes sollten zu keinem Zeitpunkt bildungspolitische Entscheidungen im Jahre 2021 begründen.
Gleich danach folgt der Koalitionspartner, den einige in meinem Bereich gern den „Hubsi“ nennen, der, nur als Beispiel, ungeachtet aller Themen, die grad besprochen wurden, sachgerecht immer dasselbe ruft: „Öffnen!!!11eins“. Und aus persönlicher oder genossenschaftlicher und lobbyistischer Überzeugung dann das konterkariert, was er grad am Tisch selbst mitgesprochen und mitentschieden hat. Und sich dabei nicht sehr viel weiter überlegt, wie seine „Meinung“ dann als Waffe in Gesprächen geführt wird, die wir zu führen haben.
Und schließlich überhaupt das Übel der Pressekonferenzen: Verkündigung der neuen Marschrichtung, weil gerade eben besprochen und beschlossen. Das bedeutet gleichzeitig für mich: Warten darauf, dass die Beschlüsse durch die Staatsregierungsverwaltung hin zum Kultusministerium hin zu den Fachreferaten hin zu den Abteilungen hinzu den Schulen kommen. Und in dieser Zeit Fragen bekommen, Gespräche führen, orakeln und vorbereiten auf etwas, was man noch nicht kennt. Letztlich dann, und das empfinde ich als besonders übel: In Kamera und Mikrofon darüber abfeixen, dass Schulleitungen so sehr angestrengt und bemüht darum sind, KMSe, die aus München kommen, zu interpretieren und umzusetzen. Klang für mich wie, jemandem einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, um sich dann darüber lustig zu machen, wie man versucht sich an diesem Knüppel wieder aufzurichten.
Das bayerische Schulsystem ist sehr stabil die letzten Jahrzehnte. Die einen behaupten, es liegt daran, dass es so gut ist, andere sehen hier eher eine Ursache in den stabilen Wahlergebnisse. Das schätze ich ehrlich – also die Stabilität des Systems, weniger der Wahlergebnisse. Ich mag auch das Konzept der bayerischen Realschule und der Vielgliedrigkeit. Kann mir aber schon ab und an vorstellen, dass es besser ginge.
Diese Stabilität ist aber hierzulande eine gute Grundlage für schulische Arbeit. Und ja, ich begreife, dass mit der Pandemie viele Probleme auftauchten, die man nun nicht mit althergebrachten Lösungen bedienen kann. Und ich bin geduldig. Und die Kollegen schaffen, was das Zeug hält. Kein „Aber“.
Jedoch zeigt sich, dass politische Agenda und schulische Notwendigkeit sich recht oft nicht parallel bewegen.
Sehr schön finde ich es letztlich, aber wenn ich merke, dass die Staatsregierung auf mich hört und nun über die Wiedereinführung der Maskenpflicht nachdenkt. Als ich vor einer Woche die Wiedereinführung der Maskenpflicht im Unterricht und auf dem gesamten Gebäude anordnete aufgrund rasant steigender Inzidenzen, handelte ich gegen Anordnungen des KM von Anfang Oktober. Ich habe in der Zwischenzeit erfahren, dass es andere Schulleiter schon vor mir getan haben. Und ich bin sicherlich weit davon entfernt, mich als Rebell zu fühlen. Ich bin manchmal einfach müde oft bin ich es auch leid.
Mir geht es aber grad gut. Ehrlich.