Unterricht leicht gemacht – was soll das?

Lange suche ich schon meinen „Ton“ innerhalb des Blogs. Dies betrifft nicht nur die Sprache, in der ich mich äußern will, sondern auch die Inhalte. Nach den ersten Monaten nun scheint sich zumindestens die Reihe „Unterricht – leicht gemacht“ heraus zu kristallisieren. Daher einige Worte dazu.

In den betreffenden Artikeln will ich zu allererst einfach Ideen darstellen, die ich in meiner Unterrichtsvorbereitung entwickle. Nicht alle Ideen setze ich auch im Unterricht um, manchmal verwerfe ich sie, auch wenn sie sich theoretisch gut ansehen. Andere Beiträge sind wirklich nur Idee, d.h. ich finde Material, habe eine Idee, weiß aber nicht genau, worauf sie hinführen soll. Hier hoffe ich dann natürlich auf Rückmeldung.

Allen Ideen gemein ist aber oder soll sein, dass sie

  • in weniger als 15 Minuten entwickelt sind (ich kann danach unterrichten, kann es aber auch erweitern, wenn ich möchte)
  • von einfachem Material ausgehen, welches ich in der Regel im Internet finde
  • in der Lebenswelt der Schüler angesiedelt sind, bzw. einen Bezug dazu finden*
  • die Selbsttätigkeit der Schüler anregen soll
  • offen formuliert sind, damit niemand meint, hier Handlungsanweisungen/Stundenmuster zu bekommen
  • fachliches Wissen voraussetzen oder erwarten, dass man sich den selbständig beschafft.

Wie gesagt: hoffentlich kann jemand da draußen was damit anfangen. Und: dieser Ansatz ist ja nicht ganz neu, viele Lehrer-Blogs, die ich lese, beinhalten solche Artikel – was bei mir oft fehlt, wird eine ausführliche Reflektion sein, denn ich formuliere die Idee hier in der Regel vor der Ausführung, also quasi identisch mit meiner Unterrichtsvorbereitung.** Da die Formulierungen der Ideen so offen sind, ist meiner Meinung nach eine Reflektion aus meinem Unterricht wenig hilfreich. Wenn etwas auffällig ist, auch auffällig schief gelaufen, werde ich es notieren – sonst nicht.

Natürlich bereite ich mehr Unterricht in der Woche vor, aber ein Großteil davon sind die sogenannten „Brot- und Butter-Stunden“. Meine Ideen hier schätze ich besser ein – im Sinne von origineller. Und seltsamerweise habe ich gemerkt, dass diese Stunden wirklich durchdachter werden, wenn ich den Ansatz hier veröffentliche.

 

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* Lebenswelt muss nach meinem Empfinden nicht gleichbedeutend sein mit Erfahrungswelt; als Beispiel: die Situation im Kongo heute (Thema Globalisierung in SK oder Entkolonialisierung in G) ist außerhalb der Erfahrungswelt, wird aber immer wieder durch die Nachrichten in die Lebenswelt der Schüler geholt
** Mit dieser Bemerkung erübrigt sich dann auch die Frage, wie ich hier so viel Zeit haben kann, solche Artikel zu schreiben. Im Prinzip ist es ein Aufwasch, den ich betreibe.

Bin ich ein medialer Trottel?

Ja, ich bin einer.

Aber von vorn. Mir hat heute jemand, nennen wir ihn der Einfachheit halber mal „Freund“ (keine Ironie), einige meiner Artikel in diesem Blog vor Augen gehalten – man könnte auch sagen, um die Ohren geschlagen.

Leider muss ich sagen, dass er mit einigem Recht hatte. Daher habe ich auch u.a. zwei Artikel gelöscht, alternativ entschärft.

Ich habe vor allem meinen eigenen Grundsatz missachtet, der da lautet, dass man alles sagen darf, aber nicht immer muss.

Ich habe den billigen, provokativen Effekt bevorzugt und damit auch gezeigt, dass ich das Medium hier unterschätze. Einerseits – andrerseits aber auch eine alte Attitüde bemerkt, nämlich die gnadenlose, vielleicht pubertäre Lust an der Provokation.

Und ja, ich will meinen Job behalten. Und nein, ich fange jetzt nicht an zu heulen.

Ich bin sicherlich eine öffentliche Person, kann über eine einfache Google-Suche identifiziert werden (das wusste ich schon vorher), stehe in einer etwas exponierten Stellung an meiner Schule und muss mehr Rechenschaft ablegen über das, was ich von mir gebe.

Medial bin ich also ein Trottel, hoffentlich auf dem Weg der Besserung. Und nein, kein gutes Gefühl, so vorgeführt zu werden.

Medial bin ich ein Trottel, weil ich Dinge gebloggt habe, die mich in Schwierigkeiten bringen können.

Haben andere auch die Angst, dass irgendetwas aus ihrem Blog gegen sie verwendet werden Sinn? Und wenn ja, wie wirkt sich das auf ihr Schreiben aus?

Warum mir Fortbildungen stinken

In Bayern wurde vor einigen Jahren eine Vorschrift eingeführt, die Lehrer dazu zwingen soll, sich fortzubilden. Entsprechend gilt die Regel innerhalb des Beurteilungszeitraums von 4 Jahren 12 Tage Fortbildungen zu besuchen. Jede Veranstaltung wird auf einer Testatkarte vermerkt und bestätigt. Was passiert, wenn man diese 12 Tage nicht zusammen kommt, weiß ich nicht. Ich habe im letzten Zeitraum meine 12 Tage gehabt, glaube ich – sonst würde ich ja was hören?

Nun hat der neue Zeitraum begonnen und ich habe meine dritte Veranstaltung besucht, die ich nicht einmal Fortbildung nennen kann.

Bei der ersten Veranstaltung bin ich nach der Hälfte gegangen, weil ich schon zur Mittagszeit nur 20% wertvollen Input bekommen habe – der aber so wertvoll war, dass ich nicht erwartet habe, dass sich bis 17 Uhr noch etwas Ähnliches ergeben könnte.

Bei der zweiten Veranstaltung (mit geplanten 9 Dozenten) wurde ein Dozent krank. Eine andere Dozentin sagte: „Wenn Sie letztes Jahr schon dabei waren, müssen Sie zu mir nicht kommen – es sind dieselben Inhalte wie damals.“ Ein dritter Dozent kam direkt aus München (ISB/Kultusministerium) und hatte es wohl gerade geschafft im Zug die Powerpoint auf seinen Laptop zu kopieren. In der Veranstaltung selbst las er die Folien ab und in der ersten Hälfte zeigte er, wenn es auf etwas hinweisen wollte, immer auf das Display seines Laptops – das, wie man sich denken kann, vom Publikum abgewandt war.

Dann die gestrige Tagesordnung einer Fortbildung speziell für Konrektoren:

  • Unterrichtsverteilung / Stundenplan
  • Qualitätsmerkmale guten Unterrichts
  • Interne und Externe Evaluation
  • Haushalt und Konten in der Schule
  • Abschlussgespräch

Ich mache es kurz: muss ich erst als Deutschlehrer auf eine Mathefortbildung gehen, um wirklich was Neues zu hören?

Obwohl ich erst seit 1,5 Jahren in der Schulleitung arbeite, gab es nichts (= 0 = Null), was ich nicht schon einmal gehört hätte. Nicht dass ich diese Dinge alle selbst durchführe, aber ich war irgendwie schon mal daran beteiligt. Und an keiner Stelle wäre es so ins Detail gegangen, dass ich hätte nachdenken müssen, geschweige nicht nebenbei auf dem iPad hätte surfen können.

Weiterhin war die Veranstaltung auf Einbahnstraßen-Kommunikation angelegt. Wenn ich Unterricht schlecht oder gar nicht vorbereite, dann sieht das so aus.

Ich weiß, ich kann es nicht besser (sicher: ich habe selbst mal eine unheimlich schlechte Fortbildung gehalten, aber auch schon gute auf jeden Fall lustigere naja, das waren eigentlich Verkaufsveranstaltungen für das Geschichtsbuch, an dem ich mitgearbeitet habe) – aber deshalb mache ich sowas auch nicht.

Ich habe jetzt zum wiederholten Mal auf den Feedback-Bogen geschrieben als Kommentar: „Warum wird der theoretische Teil nicht vorab bekannt gegeben, so dass man ihn VORAB lesen kann und auf der Veranstaltung selbst wird praktisch an Problemen gearbeitet?“ Die Informationen hätte ich mir insgesamt in 60 Minuten anlesen können.

Und interessante Probleme wären ja da gewesen…

Zum Beispiel:

  • Wo liegen Probleme bei Stundenplanerstellung, wenn man viele Teilzeitleute hat?
  • Welche Wünsche von Kollegen schaffen Probleme bei Stundenplänen?
  • Wie kann ich innerhalb der Schule die Kriterien für guten Unterricht von der Schulleitung aus fördern?
  • Wie führe ich eine Evaluation durch, die nicht als Gängelband empfunden wird?
  • uvm.

So aber saßen dort an die 30 (gute bezahlte und ausgebildete) Konrektoren, die zum Teil schon mehrere Jahre als solche arbeiten und ihre Arbeit, soweit ich weiß, wirklich gut machen, und mussten sich Sachen anhören, die ihnen als tägliches Brot bekannt sind oder aber deren Relevanz sich für das tägliche Brot nicht erschlossen hat.

Nicht dass mein Feedback auf meinem eigenen Mist gewachsen ist, aber in den letzten Monaten höre ich ja immer wieder neue Ideen hier im Edunet.

Habe erstaunt von diesen Bar-Camps gehört und gelesen – warum werden Lehrerfortbildungen nicht so aufgebaut? Da laufen hochqualifizierte Leute rum, die täglich andere unterrichten? Die müssten es doch auf die Reihe bekommen, anderen etwas zu erzählen, was diese noch nie gehört haben oder noch nie gemacht haben.

Habe erstaunt bei Christian Spannagel gehört/gesehen, dass er seine Grundlagen-Vorlesungen als Podcasts veröffentlicht und den Studis sagt, sie mögen sich das vorab anschauen, damit man dann vor Ort richtige Probleme lösen kann.

 

Eine Stunde halten für Anfänger – Teil II (Die Vorgeschichte)

Verdammt!

Dieses Bloggen ist wirklich seltsam. Vor allem, wenn man im Hintergrund diesen Feedburner-Google-Dingsbums laufen hat. Da schaue ich nämlich drauf, wahrscheinlich wegen meines Egos – oder einfach nur, weil mir dauernd langweilig ist.

Jedenfalls habe ich herausgefunden, dass „Eine Stunde halten für Anfänger“ derjenige Eintrag ist, der am meisten angeklickt und per Google-Suche aufgerufen wird. Die Suche „Eine Stunde halten“ führt auf den ersten Rang dieses Blog.

Toll!

Das sollte eigentlich nur eine kurze Liste sein, die meine Studenten betrifft. Und meine Praktikanten an der Schule. Und jetzt liest das jeder.

Toll!

=> Ironiemodus aus.

Nun gut, jedenfalls habe ich beschlossen, so für mich, dass ich da wohl einige Ergänzungen machen muss, um den Hintergrund zu erklären, bzw. ein paar Prämissen zu erklären.

Wovon gehe ich also aus?

1. Der Anfänger ist mit einer großen Angst belastet, und zwar, ob sein Fachwissen ausreicht, um zu unterrichten. Es besteht die Furcht, im Klassenzimmer etwas gefragt zu werden, worauf man keine Antwort weiß. Und damit assoziiert man dann, dass die Schüler einen sofort teeren und federn und unter Absingen schmutziger Lieder auf einer Eisenbahnschiene aus dem Schulhaus tragen bis vor die Tore der Stadt, wo dann jeder Passant einen anspucken darf.

Diese Angst ist einerseits begründet und andererseits eben nicht.

Begründet, weil ein Lehrer, der sein Fach nicht beherrscht oder sich nicht sicher ist, unter Autoritätsverlust leiden wird.

Unbegründet, weil sich der Anfänger in einer ganz anderen Situation befindet. Der Anfänger hat meiner Erfahrung nach Welpenschutz bei den Schülern. Wenn er was nicht weiß, werden die Schüler das seinem Anfängertum anlasten und nicht ihm persönlich.

Und: Schüler sind nicht so schlau, wie man allgemein meint (und ich spreche nicht nur für die Realschule, sondern auch für das Gymnasium). Die Fragen, vor denen man sich fürchtet, sind i.d.R. so spezieller Natur, dass man ohne Gesichtsverlust sagen kann, dass man das nicht weiß – denn keiner ist ein wandelndes Lexikon oder ein Fachmann für jedes Gebiet. Als gestandener Lehrer mache ich ohnehin zwei Sachen: entweder ich vergebe die Antwort auf die Frage als Referat oder ich erkläre wortreich, warum „die Antwort auf diese Frage uns jetzt gar nicht weiter bringt.“ Und ja, die Schüler sitzen da und vertreiben sich die Langeweile vor allem auch damit, sich solche Fragen auszudenken.

„Stimmt es, dass Hitler Speed genommen hat?“

„Was haben die Hunde der Ritter gefressen?“

Der Schluss:

Man muss in den ersten Unterrichtsstunden keine umfangreichen Recherchen anstellen, um sein Fachwissen aufzupolieren. Vor allem sollte man keine Fachbücher lesen, weil man dann Gefahr läuft sehr schnell in eine Uni-Sprache abzurutschen, die keine Sau versteht – und Schüler erst recht nicht. Das Wissen aus dem Schulbuch oder den Schulbüchern reicht. Es reicht für den Anfänger. Echt! Ein bisschen mehr schadet nicht, aber das war’s auch schon.

2. Die Schwierigkeit des Anfängers besteht oft nicht darin, dass er zu wenig Wissen mitbringt, sondern zu viel. Soll heißen, sein Problem ist, das so zu reduzieren und auf Schülerniveau zu brechen, dass die Schüler was lernen.
Der Blick in die Schulbücher ist daher immer hilfreich, weil die Reduktion schon da ist. Ebenso kann man dort (hoffentlich sinnvolle) Fragestellungen herauslesen. Und schließlich hat man etwas, an dem man sich im Unterricht festhalten kann.

Wichtig ist es daher, dass man sich ein möglichst konkretes Thema geben lässt. Nicht: „Machen Sie mal was zum Gedicht“, sondern: „Das Gedicht >Die schlesischen Weber von Heinrich Heine<„. Oder besser: „Das Gedicht „Die schlesischen Weber“ als Beispiel politischer Dichtung im Vormärz.“ So jedenfalls steckt in der Themenstellung auch schon ein oder mehrere Ziele, die in der Stunde erarbeitet werden können. Ein rücksichtsvoller Betreuungslehrer wird dies berücksichtigen.

Zusammen mit Beispielen aus einem Schulbuch kann man daraus schon eine Stunde basteln, die Lernschritte aufweist und zu einem Ergebnis führen kann.

3. Der Einstieg.
Bis heute wird man darauf trainiert, dass jede Stunde einen motivierten, interessanten Einsteig braucht. Das wäre wirklich schön, wenns hinhaut, aber…wenn nicht, dann nicht.
Ich höre immer wieder, „dass die Stunde steht, mir aber kein Einstieg einfällt.“
Also: wenn spontan nix geht, dann lässts man einfach und konzentriert sich eher auf eine spannenden Arbeitsauftrag. Die Spannung und Motivation kann nämlich durch viele andere Dinge kommen – sogar aus der Persönlichkeit des Lehrers.

4. Schriftliches.
Aufschreiben ist wichtig, und das dann auch übersichtlich. Das Formulieren von Gelenkfragen ist einfach hilfreich, weil der Anfänger vor allem ein Problem mit der Gesprächsführung haben wird. Wenn dann Aufträge spontan formuliert werden, geht das oft schief. Ebenso wichtig sind Übergänge von einer Arbeitsphase zur nächsten.
Uhrzeiten sind überflüssig, aber wichtig ist es, sich am Anfang grob zu notieren, wieviel Zeit man für die jeweiligen Phasen braucht. Unverzichtbar ist es, diese dann auch einzuhalten.

„Erwartete Schülerantworten“ aufzuschreiben ist der größte Humbug, den ich je gehört habe. Das unter anderem führt zu Unterricht, den ich stellenweise auch bei Referendaren und Kollegen sehe. Da stehen dann „Lehrer“ vor der Klasse, die ihren Unterricht runterspulen, ohne auf Schüler einzugehen. Da werden vorgefertigte Antworten so lang erfragt, bis sie exakt so formuliert werden, wie es im Entwurf steht – oder noch viel schlimmer, die Schülerantworten werden ignoriert und man deckt durch Abziehen eines Post-Its das Vorformulierte auf der Folie auf.

Das ist kein Unterricht!

5. Unterrichten ist mehr, als nur Wissen vermitteln. Und das war es schon immer. Daher ist es wichtig auf Dinge zu achten, die nicht in den Büchern stehen. So eben, dass man Schüler anschaut, wenn man mit ihnen spricht. Dass man gleich anfängt und nicht vorn rumgräbt in seiner Tasche, ohne jemanden anzuschauen – weil das auch einfach unhöflich ist. Dass man eben auch Mensch ist und nicht nur ein Abziehbild von einem Lehrer.

Das heißt: man darf mit Schülern lachen, wenn was schief geht. Man darf mit ihnen plaudern, wenn die „Stunde“ vorbei ist und es noch nicht gegongt hat. Man muss ihnen gegenüber genauso höflich sein, wie anderen Menschen eben auch.

Und man muss sie nicht fürchten.

Lies – Bewerte – Gewichte – Schreib darüber

Seit Oktober letzten Jahres führe ich diesen (dieses?) Blog und bin darüber mit einigen anderen Lehrern in Kontakt gekommen. Im Ansatz erst fange ich vielleicht an zu begreifen, was es heißt zu bloggen. Aber obwohl ich noch nicht wirklich sagen kann, die Ahnung zu haben, überlege ich, ob ich in meiner Schule für Interessierte nicht eine kleine „Fortbildung“ unternehmen kann. Dabei geht es vielleicht weniger darum, jemandem großartig was beizubringen – sondern mehr darum, zu zeigen, wo ich mich grad bewege. Dabei geht es nicht darum, alle zum Bloggen zu bringen, sondern eher, mit diesen umzugehen.

Zu diesem Zweck habe ich grad ein Wiki bei wikispaces eingerichtet und es einigen Kollegen meiner Fachschaft angeboten. In diesem platziere ich grad einige Artikel, die als Teaser für die Kollegen dienen sollen. Das Einführungskapitel kann ich ebenso hier veröffentlichen, weil es so ganz nebenbei einen Aspekt liefert, der das Bloggen legitimiert über das „Ich machs einfach“ hinaus.


Vorwort sozusagen

Farpoint Station war die erste Mailbox, auf die ich mich etwa 1995 einloggte. Mailbox war früher das Wort für Internet, sozusagen. Man wählte sich in einen Hostcomputer ein und konnte dort „chatten“. Der Bildschirm war schwarz bis auf die Schrift, die Reaktionszeit lang, aber man konnte mit Leuten reden, die man nicht kannte, und zwar über eine Modemverbindung von 14,4 kb (isdn: 128 kb, mein dsl heute: 16.000 kb).

Es gab keine echten Bilder, keine Musik…nur der leere Raum um Farpoint-Station. Die Mailbox stand in München. Eine zweite mit dem Namen Incubus stand in Würzburg.

Die Farpoint Station stammte natürlich aus Star Trek, und zwar der Serie um Jean Luc Picard, also der Next Generation. In der ersten Folge war das Ziel Farpoint Station und man kam natürlich nur über Umwege an. Seit jeher die Serie für echte Zukunftsgeschichten.

Heute lesen wir davon, dass Facebook Revolution anfachen kann, wie in Ägypten. Dass youtube die Zensur von Diktaturen unterläuft, wie z.B. in Libyen und China. Dass Twitter Demonstrationen organisieren kann, wie im Jemen und ganz Nordafrika.

Seit einiger Zeit, ich gebe es zu, bin ich etwas aufgesogen worden vom Internet („Was muss der Mann für Zeit haben?“) und in etwas eingetaucht, was ich noch versuche zu umfassen. Den Teil, der in Richtung Eigen-Bildung, Weiterbildung und Technologie im Unterricht angeht, will ich hier nur kurz umreißen. Einige der Ansätze finde ich, nicht nur als Computerfreak und Internetti, ziemlich spannend.

Bevor ich weiter zum Kern vorstoße, möchte ich euch zwei Videos verlinken, die ziemlich genau ins Zentrum treffen von dem, was ich nur langatmig erklären kann.

Im ersten Video kommt Gunter Dueck zu Wort. Seines Zeichens Professor für Mathematik und Mitarbeiter am wissenschaftlichen Institut bei IBM, Buchautor und gelegentlicher Kritiker des Bildungssystems. Er spricht über „Bildung und Mensch im digitalen Zeitalter“.

httpv://www.youtube.com/watch?v=Optk-gYgFo8

Als zweites ein Einführungsvortrag von Prof. Dr. Beat Döbeli Honegger der Pädagogischen Hochschule Zentraluniversität Schweiz zur Tagung „Personal Learning Environments“ in der Schule.

Und dann?

Und dann habt ihr genau das getan, worauf ich in einem ersten Punkt hinaus will: ihr habt euch fortgebildet – und zwar so, wie es Gunter Dueck in seinem Vortrag sagt: indem ihr Originalvorlesungen gehört und gesehen habt, jetzt an eurem Schreibtisch, ohne euch fortzubewegen und direkt von den Spezialisten.

Nach Farpoint Station hat sich „das Internet“ mittlerweile nämlich zu einem ernstzunehmenden Bildungsinstrument gewandelt. Dabei geht es nicht nur darum, dass man sich sein Wissen aus Wikipedia heraus kopiert und damit Doktorarbeiten füllt. Oder man sich Referate sucht, die man dann in einer Stunde gelangweilt vorliest.

Die Möglichkeiten sind mittlerweile weit darüber hinaus gegangen. Wenn ich sie in einem groben Überblick zusammen fasse, dann sieht es folgendermaßen aus:

Eines jeden Bildung

– Nachschlagewerke nutzen (z.B. Wikipedia)

– Fortbildungen mitmachen und selbst von zuhause ausgestalten (z.B. Moodle)

– Vorlesungen hören und sehen (z.B. die Medienseite der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz, aber auch TED – Was ist TED? oder einfach der TED-Kanal bei youtube)

– Texte lesen (google-books)

Sich bildungstechnisch vernetzen

– Twitter

– Facebook

– Social Bookmarking (z.B. Delicious)

– Lehrerblogs (z.B. den Herrn Rau)

– RSS-Feeds

– der eigene Blog

Kollaborativ Arbeiten

– Google Docs oder Etherpad = zusammen Texte schreiben

– Dropbox = Dateien gemeinsam verwalten

– Wikis = genau wie Wikipedia, z.B. das, in dem ihr euch grad bewegt

Was so neu ist

Die Möglichkeiten gehen, so will ich andeuten, weit über das hinaus, was noch vor 5 oder 10 Jahren geboten wurde.

Neu daran ist, dass man als Internetsurfer nicht mehr nur passiv ist, sondern auch zum Gestalter wird. Heutzutage gibt es Software, die es einem leicht macht, seine Gedanken im Web zu präsentieren und sie zur Diskussion zu stellen. Und so kann ich auch überall mit diskutieren und bei Vielem mitarbeiten (immer das Stichwort Wikipedia) und vor allem aber mit anderen zusammen etwas erreichen (das Stichwort „Social“ – als z.B. Social Bookmarking).

Den soziale Aspekt kennzeichnet das Web 2.0.

Hinzu kommen eine Menge Tools, die einem das digitale Arbeiten und das Organisieren seiner Inhalte erleichtern. In diesem Rahmen würde ich gern eine Schilf (Oh, wie ich dieses Wort nicht mag) abhalten, dann würde es um PLN gehen.

Was ist….PLN?

PLN steht für Personal Learning Environment.

Miguel Guhlin erwähnt in seinem Blogartikel Building your PLN, dass es 4 Dinge gibt, die man mit den ganzen Informationen und Inhalten, mit denen man konfrontiert wird, tun sollte:

  • lesen – betrachten – zuhören
  • bewerten / gewichten / sichten / aussortieren
  • das Verbleibende einer Kritik unterziehen
  • über die eigenen Erkenntnisse schreiben und dies veröffentlichen

Seiner Ansicht nach haben wir in den zurückliegenden Jahre zuvor hauptsächlich die ersten drei Schritte unternommen, und zwar jeder für sich. Erst aber durch den letzten Schritt, also das Veröffentlichen, erreiche das Gelernte eine neue Stufe der Bedeutung. Dabei geht es nicht darum zu sagen „Hej, ich bin ein Experte auf meinem Gebiet und erzähle dir jetzt, was ich weiß…“, sondern es müsste eher heißen „Ich lerne, genau wie du, und wir tauschen aus, was wir gelernt haben – um die Fehler auszumerzen und den Lernerfolg zu maximieren“.

Einige Tools können dabei helfen.


Und natürlich habe ich alle diese Hinweis nicht einfach so gefunden, sondern durch Kontakte zu u.a. Felix, aber auch Herrn Rau und anderen, die ich auf meiner Blogroll ergänzen werde. Und nun schreibe ich es hier zusammen und hoffe, es lesen noch andere.

 

…to be continued