5 Minuten Schule aus dem Off.

Timo-off schrieb mal, dass er sich Schulleiter-Blogs wünschte. Ich fand das damals schwierig, vor allem auch, weil ein Schulleiter ja nun auch eher dezent sein muss mit dem, was er so aus der Schule erzählt.

Gerade letzteres habe ich in den letzten Jahren, seitdem ich selbst in der Schulleitung sitze, als besonders schwierig erachtet. Vor allem, wenn Entscheidungen, die in der Schule fallen, nach außen getragen werden, um sich dort dann zu Gerüchten zu verdünnen. Die große Schwierigkeit dabei ist, dass der Schule selbst weitgehend die Hände gebunden sind, denn sie kann natürlich über innere Vorgänge nicht öffentlich sprechen. Dies betrifft Konflikte zwischen Schülern und Lehrern ebenso wie disziplinarische Maßnahmen.

Nicht zuletzt auch einer der Gründe für temporär „erfolgreiche Veröffentlichungen“ vom Schlage des grad irgendwo gesehenen „10 Gründe, warum ich die Schule hasse“ – oder so.

Achja, seit einer Woche läuft die Schule schon bei mir. Die Schulleitung darf ja schon in der letzten Woche der Ferien die Arbeit aufnehmen, um das neue Schuljahr zu planen.

Niemand soll mir bei diesen Zeilen Jammerei unterstellen. Diese Arbeit ist sehr angenehm, wenn noch keine Lehrer oder Schüler im Schulhaus sind. Außerdem kann ich so das Büro vor-lüften, was sehr wichtig ist.

Zuhause noch mal Papier entsorgt. Dabei das Buch gefunden, welches ich mir zu Beginn der Ferien kaufte, mit dem Vorsatz es zu lesen: „Politik. Ein Studienbuch zu politischen Bildung“. Hm, ich habe dann mal heute angefangen – wirkt interessant.

In diesem Sinne: Mögen die Spiele beginnen.

 

App-Tipp iMac: FocusMask

FocusMask (Link zum iTunes-Store) ist ein kleines Programm für den Mac, welches mir grad eben recht gute Dienste erwiesen hat. Ich korrigiere grad Abschlussprüfungen und mache das i.d.R. direkt mit laufendem Computer. Da gebe ich dann die Einzelnoten ein, lasse mir Gesamtnoten ausrechnen und schreibe einen ersten Entwurf der Verbalbeurteilung – alles in eine Filemaker-Datei, die ich seit 2003 benutze.

Dass der Mac läuft hat vor allem aber den Nachteil, dass man ständig versucht ist, woanders nachzuschauen, zu surfen, zu spielen etc. Mit FocusMask geht man gegen den kleinen Schweinehund ein wenig vor – arbeiten muss man leider noch allein.

Mit diesem App kann man alles, was um die Anwendung, die man zur Arbeit braucht, herum offen liegt, ausblenden – ich hab den Hintergrund dabei einfach schwarz belegt, man kann aber was durchscheinen lassen (nicht sehr sinnvoll).

Bildmaterial mit Beschreibungen findet man hier.

Ist nur ein kleiner Effekt, aber der Focus liegt eben nun nur noch auf der wichtigen Anwendung und die Versuchung wird geringer.

Bin ich ein medialer Trottel?

Ja, ich bin einer.

Aber von vorn. Mir hat heute jemand, nennen wir ihn der Einfachheit halber mal „Freund“ (keine Ironie), einige meiner Artikel in diesem Blog vor Augen gehalten – man könnte auch sagen, um die Ohren geschlagen.

Leider muss ich sagen, dass er mit einigem Recht hatte. Daher habe ich auch u.a. zwei Artikel gelöscht, alternativ entschärft.

Ich habe vor allem meinen eigenen Grundsatz missachtet, der da lautet, dass man alles sagen darf, aber nicht immer muss.

Ich habe den billigen, provokativen Effekt bevorzugt und damit auch gezeigt, dass ich das Medium hier unterschätze. Einerseits – andrerseits aber auch eine alte Attitüde bemerkt, nämlich die gnadenlose, vielleicht pubertäre Lust an der Provokation.

Und ja, ich will meinen Job behalten. Und nein, ich fange jetzt nicht an zu heulen.

Ich bin sicherlich eine öffentliche Person, kann über eine einfache Google-Suche identifiziert werden (das wusste ich schon vorher), stehe in einer etwas exponierten Stellung an meiner Schule und muss mehr Rechenschaft ablegen über das, was ich von mir gebe.

Medial bin ich also ein Trottel, hoffentlich auf dem Weg der Besserung. Und nein, kein gutes Gefühl, so vorgeführt zu werden.

Medial bin ich ein Trottel, weil ich Dinge gebloggt habe, die mich in Schwierigkeiten bringen können.

Haben andere auch die Angst, dass irgendetwas aus ihrem Blog gegen sie verwendet werden Sinn? Und wenn ja, wie wirkt sich das auf ihr Schreiben aus?

2000 Stunden – Ankündigung eines Lehrerblogs

httpv://www.youtube.com/watch?v=J-RzzWVmm78

Charles Ripley hat einen Blog angefangen. Interessanterweise ist er Englisch Lehrer in den USA und denkt darüber nach seinen Job hinzuwerfen, weil er keine Lust mehr auf die Diskussionen um überbezahlte Lehrer hat – u.a.

Interessant das Ganze, weil es einen Einblick in amerikanische Lehrer“verhältnisse“ gibt – und nicht nur das, denn der erste Eintrag in seinem Blog hat schon über 20 Kommentare erzeugt, die u.a. aus Russland, England, Frankreich und eben Deutschland kommen. Und bitter scheint man sich zu fragen, warum überall der Lehrer der Dumme ist.

Charles Ripley will nun die 2000 Stunden seiner Arbeit im nächsten Jahr dokumentieren. Ich hoffe, er hält durch. Ich warte gespannt auf seine Artikel.

Die Notenpeitsche

Schüler mit Noten zu disziplinieren ist jetzt ein anerkanntes pädagogisches Vorgehen.

Unglaublich, was?

Dachte ich auch, aber es wird noch schlimmer.

Mir wurde berichtet, aus mehr als einer Quelle, dass es in der Referendarausbildung Seminarlehrer für Pädagogik gibt, die innerhalb ihrer Auslassungen auch propagieren, dass man „durchaus mal eine Ex* als Erziehungsmaßnahme schreiben kann“. Soll heißen: dies wird als pädagogische Maßnahme gutgeheißen und empfohlen.

Eine Maßnahme, die ich aus dem nicht gedruckten Schwarzbuch des Unterrichts kenne. Sicherlich angewandt, aber doch nie offen zugegeben. Der Gedanke: eine Klasse ist laut, in der nächsten Stunde schreibe ich eine Ex und dann kommen schlechte Noten heraus. Das Ziel: die Klasse ist von nun an ruhig, weil sie schlechte Noten fürchtet.

Und ich denke nur: Wenn Schüler durch schlechte Noten motiviert würden…

Die Legalität will ich nicht mal andeuten.

Komischerweise denke ich bei solchen pädagogischen Tipps genau an die Leute, die sonst bei jedem Handschlag, den sie über den Unterricht hinaus tun „sollen“, die Frage stellen: „Wo steht, dass ich das tun muss?“ Diese überlesen dann den Teil in der Schulordnung, wo es ungefähr heißt: „Die Leistungskontrollen dienen allein der Leistungsfeststellung und als Beratungsgrundlage.“

Sind das vielleicht alte, konservative, verknöcherte Lehrer, die so etwas lehren?

Ich denke da an meinen Seminarrektor, dessen letzter Jahrgang wir waren, der irgendwas Geburtsjahr 30 und paar war, gewiss CSU-Mitglied, der von meinen langen Haaren gewiss nicht begeistert war, dessen Präsenz man bis in die letzte Klasse spürte – konservativer ging es kaum – , der uns bei unruhigen Klassen u.a. einen Tipp mit auf den Weg gab, den ich bis heute beherzige: „Sprechen Sie doch mal mit der Klasse. Schieben Sie ihren Stoff beiseite. Versuchen Sie heraus zu finden, warum die Klasse jetzt so unruhig ist.“**

Das war nur der zweitbeste Tipp. Die beste Regel, die ich jedenfalls ihm komischerweise in meiner Erinnerung unterstelle, war: „Vertrauen Sie bei Entscheidungen im Zweifel ihrem gesunden Menschenverstand.“

Und nein, mit konservativ hat das nichts zu tun, die Seminarlehrer, von denen ich spreche, sind kaum älter als ich.

Und gewiss bin ich kein Ausdiskutierer, eher das, was mal jemand als „Rustikalpädagoge“ bezeichnete. Aber dennoch sind Noten für mich etwas, was meine Schüler brauchen für das Weiterkommen, für Bewerbungen und ja für den weiteren Erfolg in ihrem Leben. Sie als Mittel der Erziehung anzuwenden, verbietet sich neben der fehlenden Sinnhaftigkeit und Legalität daher grundsätzlich. Und im Zweifelsfall die bessere Note zu geben, ist auch klar (würde ich ihnen natürlich nie sagen 😀 – ich denke aber, sie wissen’s).

Vor einiger Zeit habe ich mich an einer Diskussion im Jochen-Englisch-Blog über den Sinn der Abstufungen der 6-stufigen Skala beteiligt (ab 2006, als Hawkeye und Thomas), die immer noch lebt. Hier zeigte ich mich erschüttert über die gängige Meinung, Lehrer würden gern mal Noten geben, um Schülern eins auszuwischen.

Wenn dies nun aber schon Lehrmeinung in der pädagogischen Ausbildung bayerischer Lehrer ist, dann werde ich da wohl etwas zurücknehmen müssen.

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*Ex=Stegreifaufgabe in Bayern, dauert 20 Minuten, ist ein unangekündigter, schriftlicher Test über die Vorstunde

** Und am Ende, so meinte er, schreibt man einfach „Pädagogisches Gespräch“ ins Klassenbuch.

Bild oben: dieter20d/pixelio.de