Sozialkunde – schnell gemacht 4

Leider eher was für Bayern. Aber ich habe mal Ähnliches in anderen Bundesländern gesucht – Gefundenes unten.

Ich wollte heute mal wieder mit meinem iPad angeben und gleichzeitig die Kinder darauf bringen, im Fernsehen mal die „wichtigen Sachen“ anzuschauen. Dazu habe ich mir von BR-Online ein Podcast der Sendung quer herunter geladen und mit in den Unterricht genommen.

Nach dem Anschalten habe ich schnell gemerkt, dass unser einer Beamer (von zwei) keine Farbe mehr kann. Aber egal, es ging ja nicht um schön.

Beim Anschauen des Podcasts ging es mir um einige Aspekte, die ich einfach als Fragen links an die Tafel geschrieben habe. Ins Zentrum kamen dann die Antworten. In dem gewählten Podcast vom 16.12.2010 ging es um die Bürgerproteste 2010 (Stuttgart und Gorleben), außerdem Gegenüberstellung von Politikeräußerungen bezüglich Integration (hat die SChüler verblüfft, wie Politiker mal so mal so reden), inklus. „Sarrazin“ – die Filmrechte.

  • Welches Thema /Welche Themen werden angesprochen?
  • Wie wird es präsentiert?
  • Welche Haltung / Meinung vertreten die Macher des Beitrags? Wie stellt es der Moderator dar?
  • Welche Meinung habe ich / habt ihr zum Dargestellten?

Kein Zauberwerk. Deswegen heißt die Überschrift hier ja auch so wie sie heißt.

Bei quer sind mehrere Aspekte interessant – habe ich heute auch erst in der Stunde gemerkt – daher in Sozialkunde gut brauchbar:

  • die Themen sind immer regional verankert
  • die Fernsehbeiträge sind zwar witzig, bleiben aber oft unparteiisch / objektiv
  • Der Moderator Süß bricht aber nach jedem Beitrag die Themen noch einmal ironisch, bezieht dabei recht eindeutig Stellung

Links:

BR – Podcasts von quer

NDR: Peter Zudeick – Satirischer Wochenrückblick (nur Audio)

WDR: Wilfried Schmickler – Satirebeitrag WDR (nur Audio) – den mag ich gern, ist hier recht harmlos, besser hier in den Mitternachtsspitzen:

httpv://www.youtube.com/watch?v=lip7T352jC4

He, ich glaub, den mache ich in der nächsten Stunde. Ist ein gutes Thema für meine nichtarbeitenden Schüler, die Hartz IV -Empfängern gern vorschreiben wollen, was die mit ihrem Geld machen sollen / dürfen.

Abgestuftes Vorgehen bei Unterrichtsstörungen

Viele Studenten, Praktikanten oder auch Referendare haben Befürchtungen, dass ihnen die Klasse schon nach wenigen Stunden auf der Nase rumtanzt. Das berühmte Alb-Bild: Ich stehe vorne, rede und keiner hört zu, alle springen herum und machen, was sie wollen…

Ich hab sowas noch nie erlebt.

Dennoch mal zusammen gefasst die Maßnahmen, die man in der Stunde niederschwellig einsetzen kann, um „für Ruhe zu sorgen“. Dies ist ein Handout für meine Praktikanten.

Grundregel beim Reagieren auf Unterrichtsstörungen: Immer unten anfangen und nach oben Luft lassen. Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, schon im Vorfeld Störungen zu vermeiden, aber da müsste ich einen eigenen Beitrag schreiben. Hier nur das, was jeder Lehrer auch schon unbewusst einsetzt, wenn die Störung da ist.

Situationen als Unterrichtsstörungen (kleine Auswahl):

  • Nebengespräche
  • Manische Geräusche mit Stiften o.ä.
  • Unterrichtsfremde Beschäftigungen
  • Mangelnde Aufmerksamkeit
  • Unruhe in der Klasse
  • Umhergehen im Klassenzimmer
  • Alle Dinge, die nerven
Maßnahmen, die den Unterichtsfluss nicht unbedingt unterbrechen


Aufhören zu sprechen Erste Stufe. Die Schüler bekommen so mit, dass irgendwas nicht stimmt. Weiter zu reden, während Störungen auftreten bzw. die Klasse laut ist, wirkt fatal. (Gelernt wird: ich kann quatschen, wann ich will.)
Schüler anschauen Oft sind sich Schüler, so dämlich es klingt, nicht bewusst, dass sie stören. Schaue ich ihn an,  wird er sich dessen bewusst und hört meist auf.
Sich in die Nähe des Schülers begeben Die Nähe des Lehrers allein wirkt oftmals beruhigend auf den Schüler. So kann ich auch gleichzeitig meinen Unterricht weiter führen. Achtung: nicht zu nahe kommen (Individualdistanz), sonst wird sich der Schüler angegriffen fühlen.
Den Namen des Schülers nennen Jetzt wird sich der Schüler ganz bestimmt bewusst, dass die Aufmerksamkeit des Lehrers auf ihm ruht. Danach weiter reden.,
Maßnahmen, die den Unterricht kurz unterbrechen


Den Schüler direkt auf sein störendes Verhalten ansprechen und ihm die Konsequenzen seines Verhaltens für alle anderen in der Klasse klar machen. Bsp.: „Peter, wenn du dich die ganze Zeit mit deinem Nachbarn unterhältst, können sich die anderen in deiner Nähe nicht konzentrieren.“

Vorteil: Die Person des Lehrers gerät nicht in den Mittelpunkt. Der Schüler soll aus Rücksicht auf andre ruhig sein.

Nur diesen Satz sagen, keine Diskussion anfangen.

Wie oben, aus der Sicht des Lehrers. Bsp: „Peter, wenn du die ganze Zeit mit dem Stift auf dem Tisch rumhaust, kann ich mich nicht konzentrieren und verliere den Faden.“

Das Ganze nennt man wohl „Ich-Botschaft“. Klingt in der Theorie immer komisch, wirkt aber auch.

Keine Diskussion.

Maßnahmen bei wiederholenden Störungen


Maßnahme androhen „Wenn du damit nicht aufhörst, bekommst du einen Eintrag ins Klassenbuch“ (oder was so aktuell ist an der jeweiligen Schule)
„…schreibst du.“
„…bekommst du eine Nacharbeit.“
„…bekommst du einen Verweis.“ (Bayern)
Maßnahme durchführen Wird sich nicht an die Anweisung gehalten, muss die Strafe unbedingt erfolgen, um auch bei den anderen in der Klasse glaubhaft zu bleiben. Schüler in dem Alter sind sehr „gerechtigkeitsgläubig“.
Weitergehende Maßnahmen


Den Schüler umsetzen / isolieren Wirkt oft Wunder, schon die Androhung. Oft verbunden mit der Aussicht darauf, dass er sich wieder zurücksetzen kann, wenn er sich bessert.
Den Schüler zum Chef /ins Sekretariat schicken. Schon nahezu die Höchststrafe. Ist kein Zeichen von Hilflosigkeit. Man verweist ein Problem einfach an eine höhere Ebene.
„Ausflippen“ Es kann auch sehr wirksam sein, mal „auszuflippen“. Das heißt nicht, die Kontrolle zu verlieren, sondern einfach mal laut und verärgert seinen Unmut preis zu geben in Form von Theaterdonner. Wenn man einige Erfahrung hat, kann man das ohne innere Anteilnahme – wie gesagt, nicht die Fassung verlieren, sondern kontrolliert „donnern“. Für bestimmte Schüler kann es heilsam sein, wenn der Lehrer mal „Gefühle“ zeigt.

Ergänzungen

  1. Gespräche
    • Es ist immer gut, nach der Stunde, in der viel vorgefallen ist, mit dem entsprechenden Schüler ein kurzes Gespräch zu führen. Dabei sollte man ihm klar machen, was einen stört und nachfragen, was für ein und ob er ein Problem hat.
    • Man sollte nie mit einem Schüler innerhalb der Klasse und während des Unterrichts eine Diskussion anfangen. Erstens geht es immer zu Lasten der anderen Schüler.  Zweitens hat der Einzelne in der Klasse als Gemeinschaft sein Gesicht zu wahren, bzw. zu verlieren. Letzteres heißt, es kann in der Diskussion schnell um was gehen, was man als Lehrer nicht überblickt, wenn man die Klasse nicht kennt. Drittens hat der Schüler dann keine Verbündeten und man muss sich nur mit ihm herumschlagen. (Vorsicht bei Mädchen. Man sollte als Mann vermeiden, mit ihnen allein in einem Klassenzimmer ein Gespräch zu führen. Entweder auf dem Gang, wenn nicht so viel los ist. Oder aber eine Freundin mit dazu bitten, die dabei sein darf, aber kein „Rederecht“ hat. Man bleibt im Zweifel auf der sicheren Seite.)
  2. Lehrerverhalten
    • Der Lehrer muss nicht auf alle Regungen seiner Schüler eingehen. Viele „Störungen“ sind vorübergehend und nur kurz. Würde der Lehrer auf alles eingehen, könnte er kaum Unterricht machen. Viele dieser Dinge kann man non-verbal lösen oder einfach ignorieren. Das schont vor allem die Nerven des Lehrers.
    • Mit Humor kann man viel Spannung aus einer Stunde nehmen.
    • Wenn die Klasse insgesamt unruhig ist, kann es auch mal helfen nachzufragen, was los ist. Vielleicht wurde grad eine Schulaufgabe geschrieben oder die Klasse hatte grad einen besonders strengen / besonders nachlässigen Lehrer. Dann kann es auch mal gut sein, den eigenen Unterricht zu vernachlässigen und mit den Schülern ein Gespräch zu führen (Eintrag im Klassenbuch: Pädagogisches Gespräch) oder sich anzuhören, was sie zu sagen haben.
    • Wenn man selbst sehr aufgeregt ist und die Situation unüberschaubar, ist es hilfreich, den einzelnen Schüler zu einem Gespräch nach der Stunde zu bitten. Bis dahin ist der Schüler ruhig, weil er Strafe befürchten muss und man selbst kann sich in Ruhe überlegen, was man dann macht.
    • Immer vermeiden, den Konflikt auf einer persönliche Ebene zu führen. Wenn der Schüler merkt, dass ihn der Lehrer bloß stellen will, wird er das Vertrauen und den Respekt verlieren.
  3. Und zum Schluss
    • Wenn man merkt, dass man zu Unrecht gestraft hat oder zu hart oder aus schlechter Laune heraus, ist es auch ratsam, dass man so viel Größe beweist, und sich entschuldigt. Vielleicht sogar vor der Klasse. Man sollte sich das nicht zur Regel machen.  Es ist für die eigene Stellung leichter, Strafen zu erhöhen, als dauernd Dinge zurück zu nehmen. Aber verdammt, manchmal hat man einen schlechten Tag und darunter müssen die Schüler nicht leiden.

Dies habe ich neulich mal ähnlich im Internet gefunden. Ich fühlte mich bestätigt, aber vor allem erinnert an meinen Geschichtsdidaktiker der Uni Würzburg, der in der Übung zum Praktikum dies alles schon so formulierte – vor mehr als 14 Jahren. Diese Ratschläge fehlen komischerweise  in vielen Referendarausbildungen – man geht (ja, das ist mein Lieblingsthema!) davon aus, dass ein Lehrer mit einer gut geplanten Stunde keine Disziplinprobleme hat.

Internetlinks:

Ideen zum Umgang mit Unterrichtsstörungen (Powerpoint-Präsentation, Uni Frankfurt)

Empfehlungen im Umgang mit Unterrichtsstörungen (PDF, Uni Koblenz)

„Eine Stunde halten“ für Anfänger

Meine folgenden Ausführungen sind eine Zusammenfassung dessen, was ich Praktikanten sage. Sie sind unabhängig von jeder didaktischen oder bildungspolitischen Diskussion und entspringen keinem offiziellem Handbuch.

Es geht um die Vorbereitung der ersten Stunden im Praktikum und ich gebe zu, dass ich heutzutage durchaus so Stunden halte, mit noch weniger Vorbereitung und einem quadratischem Postit, auf dem die Seitenzahlen im Buch stehen und drei Impulsfragen.

 

1. Lassen Sie sich ein genaues Thema von Ihrer Betreuungslehrkraft geben – vielleicht ringen Sie ihr gleich eine Art Tafelüberschrift ab. (*unten)

2. Lassen Sie sich das Schulbuch geben oder die Stelle herauskopieren. Erarbeiten Sie das, was die Schüler lernen sollen, erstmal daran.

3. Schauen Sie in ein anderes Schulbuch. Ergänzen Sie Ihre Notizen.

4. Lesen Sie, wenn Sie zufällig fündig werden, einen Artikel einer Fachzeitschrift dazu.

5. Lesen Sie KEINE Handbücher, didaktische Grundsatzabhandlungen oder Ähnliches vor der Durchführung der ersten Stunden. Ihr Studienwissen, ihre Allgemeinbildung und das Schulbuchwissen reichen in der Regel aus. Gehen Sie von dem Stoff aus, der Ihnen vorliegt. Wenn Sie einen Text besprechen wollen, arbeiten Sie ihn durch. Wenn Sie etwas zur Grammatik machen wollen, lernen Sie den Stoff. Wollen Sie eine Literaturepoche durchnehmen, lesen Sie etwas dazu.

6. Zeichnen Sie sich eine Mindmap mit den wesentlichen Inhalten, die Sie erarbeiten wollen. (Dies ist für Sie und Ihre weitere Planung hilfreich als Richtungsanzeiger – kann auch ein Tafelbild sein.)

7. Überlegen Sie, wie Sie die Inhalte in 2-4 Arbeits- oder Lernschritten in der Stunde erarbeiten wollen. Die Bücher können Ihnen hier Aufgaben an die Hand geben.

8. Denken Sie sich für ein oder zwei dieser Handlungsschritte eigene Wege aus, die nicht im Schulbuch stehen. Bleiben Sie dabei einfach und gering aufwändig.

9. Überlegen Sie sich einen Einstieg – schauen Sie wieder ins Schulbuch, dort sind oft Bilder, Zeichnungen, die das Kapitel illustrieren. Wenn Sie diese auf Folie ziehen, könnte das schon ein guter Einstieg sein. Denken Sie nicht ewig und drei Tage über einen Einstieg nach. Im Zweifeslfall sagen Sie: „Heute möchte ich mit euch….besprechen.“

10. Notieren Sie in einer einfachen Tabelle (Artikulationsschema) die einzelnen Unterrichtsschritte. Schreiben Sie Formulierungen für Überleitungen oder Gelenkstellen wörtlich auf, ebenso Ihre Impulsfragen. (Spontan formulierte Aufgabenstellungen oder Impulse enden bei Anfängern oftmals in Schrotschussfragen*1, also: ein Schuss und viele Fragen, im Klartext: der Lehrer formuliert den Arbeitsauftrag; glaubt, dass die Schüler es nicht verstehen, formuliert um; wird unsicher, formuliert wieder neu…usw. am Ende hat der Schüler 7 Fragen und weiß nicht mehr, auf welche er jetzt antworten soll)

11. Notieren Sie keine genauen Uhrzeiten oder sogenannte „erwarteten Schülerantworten“.

12. Seien Sie rechtzeitig vor der Stunde am Klassenzimmer und gehen Sie unverzüglich vor zum Lehrerpult, wenn es frei wird. Suchen Sie Blickkontakt zu den Schülern, lächeln Sie, wenn Sie angelächelt werden, wechseln Sie ein paar Worte mit den Schülern in der ersten Reihe, während sie die Sachen auspacken. Schreiben Sie Ihren Namen an die Tafel, begrüßen Sie die Klasse, wenn sie still ist, und beginnen Sie den Unterricht ohne weitere Verzögerung.

Bedenken Sie bei allem, was ich Ihnen hier an die Hand gebe, dass ich nicht glaube, selbst die Weisheit des Unterrichtens zu besitzen. Ich glaube auch nicht, dass es die eine Art zu Lehren gibt, die man nur lernen muss, um glücklich zu werden oder erfolgreich zu sein. Es gibt grundlegende Dinge, die man beachten sollte, ja, aber der Rest besteht zum Teil aus der Routine, die sie mit der Zeit erwerben werden und zum anderen aus ihrer Persönlichkeit.

Zusätzlich zu Ihrem Fachwissen gibt es Methoden, die ihr Fach bestimmen, die sie beherrschen und lehren sollten.

 

Achten Sie auf einige kleine Dinge in den ersten Stunden:

– lassen Sie sich vorab einen Sitzplan geben und sprechen Sie die Schüler mit Ihren Namen an (grundlegende Regel der Höflichkeit)

– bestätigen Sie richtige Schülerantworten eindeutig, positiv und abwechslungsreich (ein „Hmmmm“ reicht nicht!)

– kennzeichnen Sie ebenso falsche Antworten als falsch

– reden Sie nicht, wenn es in der Klasse unruhig ist – warten Sie stattdessen, bis es ruhig ist

– nehmen Sie Kinder dran aus allen Reihen und von jeder Seite des Klassenzimmers, auch welche, die sich nicht melden (Schicken Sie diejenigen, die dies als Vergewaltigung der Schülerseelen betrachten, zu mir.)

– reden Sie, auch wenn Sie einzelnen Schülern antworten, für die ganze Klasse, vermeiden Sie Zweiergespräche mit den Schülern der ersten Reihe

– nehmen Sie bei Fragen mehrere Schüler dran, auch wenn die „richtige Antwort“ gleich zu Anfang kommt („Peter, wie würdest du das ausdrücken? Ergänze noch etwas. Fasse du das auch noch mal zusammen“)

– formulieren Sie das Tafelbild aus den Antworten der Schüler

– lächeln Sie ab und an mal

 

 

Wenn Sie die Stunde nachbesprechen, fangen Sie selbst an mit dem, was Sie selbst für gut befunden haben. Betreuungslehrer haben nämlich die Angewohnheit nur das zu sehen und zu sagen, was kritikwürdig war.

Ich bin leider auch oft so.

Aber keine Angst: Alles wird gut.

 

 

 

 

*Wenn Sie kein Thema bekommen, nehmen Sie das Blatt zu den Möglichkeiten des Handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts und wählen Sie einen literarischen Text – wählen Sie zusätzlich eine interessante Methode aus (vielleicht nicht gleich was Szenisches, sondern was zum Schnippeln) und schauen, was passiert ;).
*1 Schrotschussfragen definiere ich selbst wie oben – also ein Fragenbündel, das aus einer unsicheren Gesprächsführung heraus entsteht. Ich habe gesehen, dass man diesen Begriff auch anders erklärt, und zwar als Frage, die nur ungefähr in die Richtung des Gewünschten geht und somit den Schüler zu Vermutungen bringen soll.

 

Unterrichtsvorbereitung – wie man sie nicht lernt

Letztens habe ich mir zum Thema „Bestandteile der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung“ während einer Hospitation dazu aus meiner Sicht folgendes Schema gezeichnet.

Und irgendwann lerne ich auch, wie man so was grafisch am Computer schön umsetzt. Da gehört auch noch was dazu, aber daran bin ich gescheitert.

Ich denke, ich trage hier Eulen nach Athen, aber dennoch verwundert es mich, dass man in der Lehrerausbildung noch nicht weiter ist. Es zählt die Einzelstunde und es wird suggeriert, dass alles in der Verantwortung des Lehrers liegt – speziell in seiner Planung. Mit ihr allein steht und fällt die Stunde. Fällt sie, ist es die Schuld des Lehrers. Improvisation wird nicht gelehrt, Lehrerpersönlichkeit gleich gar nicht.

Sicherlich ist mein Schema etwas grob gestrickt und man mag noch dieses oder jene ergänzen, aber dennoch enthält es wohl das Wesentliche. Ich sollte hinzufügen, dass Routinen (ich zähle Methoden dazu) und Unterrichtsplanung etwas mit Fachwissen zu haben und die beiden anderen Teile mit dem sonstigen Leben des Lehrers und seiner Fähigkeit, Schule auch professionell zu betrachten.

Gedankenbeispiele:

– Improvisation ist wichtig, wenn ich eine Stunde habe, die über Folien laufen soll und ich entdecke im Klassenzimmer, dass der Overhead defekt ist – richtig: jetzt muss improvisiert werden

– ich arbeite im Verbund mit anderen Lehrern zusammen Schulaufgaben aus, die Termine sind festgelegt – richtig: meine Unterrichtsplanung muss passgenau sein

– an einem Tag mit 6 Stunden Unterricht (auch bei weniger) ist es wichtig, dass die Schüler wissen, was sie zu tun haben, wenn ich ein AB austeile, einen Text, ein Bild usw., denn es schont meine Nerven, wenn ich es nicht jedes Mal aufs Neue sagen muss – richtig: Routinen entlasten

– bei Einzelkonflikten, in unruhigen Klassen, an Tagen, wo der Unterricht nicht so doll geplant ist, wo ich Stress habe, an 5 Orten gleichzeitig sein muss…da hilft mir meine Persönlichkeit, selbst Ruhe zu wahren und andrerseits auch die Klassen zur Ruhe zu bringen, ohne Strafen zu verteilen

– eine ausgeprägte Lehrerpersönlichkeit verhindert nämlich oftmals Disziplinprobleme

– eine gute Unterrichtsplanung berücksichtigt den ganzen Vormittag, wenn sie ihn im Blickfeld hat

– bewusste Lücken in der Planung verhilft dazu, zwischendrin mal in die Klassen zu hören, um zu sehen und zu hören, wie das ankommt, was ich mache, und verdammt, auch mal locker zu lassen

– Improvisation und Persönlichkeit lassen Vertretungsstunden ihren Schrecken verlieren

Was ich im Kern meinen Referendaren/Praktikanten/Studenten vermitteln will, ist der Umstand, dass Unterricht nicht nur aus der Unterrichtsplanung besteht. Und dass drei dieser Teile in der Ausbildung zum Lehrer keine Rolle spielen und so getan wird, als wären diese entweder genetisch vererbbar (der geborene Lehrer!!) oder nicht statthaft, ja geradezu obszön (improvisierter Unterricht heißt unvorbereitet sein, pfui!).

Vielleicht sollte man noch Humor unterbringen.

Sozialkunde – schnell gemacht 3 – Schule ist Knast

Bin immer noch beim Thema Grundrechte.

Das Thema wird dann doch manchmal eher schnell oder zu schnell abgehakt und mit dem kleinen Maulen, dass es die Schüler nicht so recht interessiert. Ist ja auch trocken, das Zeug.

Desto spannender finde ich aber die Arbeit einer kleinen Gruppe in Berlin, die man, wie ich grad in Wikipedia gelesen habe, „anarchistische Pädagogik“ betreiben. Ich für meinen Teil fand es spannend, was die KinderRechtsZänker da so auf die Beine gestellt haben.

Für das Thema Grundrechte eignen sich zwei Flugblätter recht gut.

1. Petitionstext „Ich will wählen„.

2. Flugblatt „Willkommen im Knast

Gedankengänge

Die gesammelten Ur-Ideen zum Thema Schule der Krätzä.

Die Krätzä greift das Grundgesetz auf und legt an die Grundrechte aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen neue Maßstäbe an.  So stoßen sie u.a. auch immer wieder auf das System Schule, welches ihrer Ansicht nach streng genommen die Grundrechte eingrenzt oder einschränkt.

Beim Besprechen der Petition „Wahlrecht für alle“ fällt mir immer wieder auf, dass die Schüler selten zustimmen. Ihrer Meinung nach sollte Kinder und Jugendliche nicht wählen, weil sie ja so wenig Ahnung von Politik haben und nur den wählen würden, der ihnen am meisten verspricht…..

……ja?…..aha…..hmmm……

……..manchmal merken sie nach einer Kurzpause, dass das eventuell heute schon so ist. Ich versuche dagegen zu halten, dass eventuell Wahlkampf, Wahlprogramme und die Tagespolitik sich ja durchaus ändern kann, wenn man weiß, dass Wahlen auch von Jüngeren abhängen. Auch erkläre ich ihnen, dass ich ihrer Stimme eher vertraue als so manchem meiner Mitbürger, den ich auf der Autobahn sehe und erlebe / erleide.

Das Flugblatt zum Thema Schule wird nach einer anfänglichen Euphorie auch oft skeptisch betrachtet. Es gehe zu weit, meint man. Nichtsdestotrotz kann man daran erläutern und diskutieren, dass offensichtlich Grundrechte gegen andere staatliche Interessen, bzw. andere Grundrechtsartikel abgewogen werden.

Mein Einstieg: „Wieso gehört ihr eigentlich nicht zum deutschen Volk? Im Grundgesetz steht doch: Alle Macht geht vom Volke aus. Welche Macht geht von euch aus? Keine. Also seid ihr nicht das Volk. Was ein Pech!“ (In Abwandlung).

Schnell gemacht heißt: Anhand des Flugblattes und der Petition die entsprechenden Grundgesetzartikel vergleichen und eine Begründung dafür finden lassen, warum z.B. die Freizügigkeit eines Schülers vormittags eingeschränkt wird.

Die Krätzä, wie ich grad gelesen habe, ist scheinbar an der Grenze zur Auflösung. Ihr unscheinbares Büro im Prenzlberg Berlin wird wohl geschlossen. Schade eigentlich.